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Was er weiter vorbringt, ist unbeschreiblich einfältig. Er sagt: „Wenn ihr abgeschmackte Verteidigungen für das erfindet, worin1 ihr in lächerlicher Weise betrogen worden seid, und euch dadurch wahrhaft zu verteidigen glaubt; was steht im Wege, auch andere Leute, soviele verurteilt worden sind und noch elender geendet haben, für größere und göttlichere Boten (Gottes) als diesen zu halten?“ Es ist wohl jedem klar, dass Jesus, der gelitten hat, was die Schrift uns berichtet, durchaus und offenbar nichts gemein hat mit jenen, die wegen Zauberei oder irgendeines anderen Verbrechens „noch elender geendet haben“. Denn es kann niemand den Nachweis liefern, dass ein Zauberer etwas getan hätte, wodurch die Seelen von den vielen, unter den Menschen herrschenden Sünden und von der Flut der sittlichen Verderbnis hätten bekehrt werden können.
Hierauf stellt der Jude bei Celsus Jesus mit „Räubern“ auf eine Stufe und spricht: „Mit gleicher Unverschämtheit könnte jemand auch von einem bestraften Räuber und Mörder sagen, dass dieser nicht ein Räuber, sondern ein Gott war, denn er sagte seinen Raubgesellen voraus, dass er solche Strafe leiden würde, wie er sie wirklich gelitten hat.“ Zuerst könnten wir ihm diese Antwort geben: Nicht weil Jesus „vorausgesagt hat“, dass er dies „leiden“ würde, haben wir eine solche Ansicht von ihm, wie wir sie freimütig über ihn in der Überzeugung, dass er zu uns von Gott gekommen ist, aussprechen. Und zweitens sagen wir, dass dieser Vergleich zum voraus schon in den Evangelien ausgesprochen vorliegt. Wir lesen dort, dass „der Gott unter die S. 158 Übeltäter gerechnet wurde“ von den Übeltätern, die die Freigabe eines „Räubers“, der „wegen Aufruhr und Mord“ ins Gefängnis geworfen worden war, verlangten und dagegen die Kreuzigung Jesu wollten und ihn mitten zwischen „zwei Räubern“ gekreuzigt haben2. Und immerfort wird Jesus in seinen echten Jüngern, die für die Wahrheit Zeugnis ablegen, zusammen mit „Räubern“ gekreuzigt und muß bei den Menschen dieselbe Strafe wie jene erdulden. Wir sagen: Wenn diese, die allen Schimpf und jede Todesart über sich ergehen lassen, um der reinen und lauteren Verehrung des Schöpfers nach Jesu Lehre treu zu bleiben, etwas mit „Räubern“ gemein haben, so ist es natürlich, dass auch Jesus, der Urheber solcher Lehre, von Celsus mit gutem Grund „Räuberhauptleuten“ an die Seite gestellt wird. Aber sowohl Jesus, der zum Heile der Gesamtheit starb, als auch diese, die um ihres Glaubens willen solche Leiden zu erdulden haben und allein von allen Menschen wegen der ihnen richtig erscheinenden Art der Gottesverehrung verfolgt werden, erleiden den Tod mit Unrecht, und gottlos war es, dass man Jesus nach dem Leben trachtete.
