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Nebenbei bemerkt Celsus auch dies: „Einen Gott aber und einen Gottessohn erweist niemand mit solchen Erkennungszeichen und Mißverständnisse, auch nicht mit so untauglichen Beweisen“ . Er hätte „die Mißverständnisse“ anführen und als solche nachweisen und „die untauglichen Beweise“ angeben sollen, damit, wenn der Christ etwas Glaubwürdiges zu sagen schien, er den Versuch machen konnte, dies zu bekämpfen und seine Aufstellungen zu widerlegen. Was nach seiner Angabe geschehen mußte1, um die Größe Jesu kund zu tun, das ist geschehen; er will nur diese Tatsache bei Jesus nicht bemerken, obgleich sie klar zu Tage liegt. „Denn wie die Sonne“, sagt er, „die alles andere erleuchtet, zuerst sich selbst zeigt, so hätte es der Sohn Gottes machen müssen“. Wir möchten nun behaupten, dass Jesus dies auch so gemacht hat.
Denn „in seinen Tagen ging Gerechtigkeit auf, und eine Fülle des Friedens“ entstand2, die ihren Anfang von seiner Geburt her nahm. Gott bereitete die Völker auf seine Lehre vor und machte, dass sie unter die Herrschaft des einen römischen Kaisers kamen, es sollte nicht viele Königreiche geben, sonst wären ja die Völker einander fremd geblieben, und der Vollzug des Auftrages Jesu: „Gehet hin und lehret alle Völker“3, den er den Aposteln gab, S. 145 wäre schwieriger gewesen. Es ist klar, dass die Geburt Jesu unter der Regierung des Augustus erfolgte, der die große Mehrzahl der auf Erden lebenden Menschen durch ein einziges Kaiserreich sozusagen ins gleiche gebracht hatte. Das Vorhandensein vieler Reiche wäre für die Verbreitung der Lehre Jesu über die ganze Erde hinderlich gewesen, nicht nur wegen der bereits genannten Ursachen, sondern auch deshalb, weil dann alle Völker gezwungen gewesen wären, Krieg zu führen und ihr Vaterland zu verteidigen; was ja4 vor den Tagen des Augustus und noch früher der Fall war, als Peloponnesier und Athener und ebenso andere Völker mit andern Krieg führen mußten. Wie hätte da diese friedliche Lehre, die nicht einmal gestattet, an seinen Feinden Vergeltung zu üben, durchdringen können, wenn nicht bei5 der Ankunft Jesu die weltlichen Verhältnisse überall eine ruhigere Gestaltung erhalten hätten?
