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Jesus wollte nun seine Jünger nicht daran hindern1, ihr Augenmerk überhaupt auf Zauberer und solche Leute zu richten, die auf irgendeine Weise Wunder vollbringen zu können vorgeben - denn dies war bei seinen Jüngern gar nicht nötig -,sondern wollte sie von jenen fernhalten, die sich für den Gesalbten Gottes ausgeben und die Jünger Jesu durch mancherlei Trugwerk auf ihre Seite zu bringen versuchen. Daher sagt er an der einen Stelle: „Wenn dann jemand zu euch spricht: Siehe, hier ist der Christus oder dort, so glaubet es nicht! Denn es werden sich falsche Christusse und falsche Propheten erheben und werden große Zeichen und Wunder tun, so dass, wenn es möglich wäre, selbst die Auserwählten in Irrtum geführt würden. Siehe, ich habe es euch vorausgesagt. Wenn sie nun zu euch sagen: Siehe, er ist in der Wüste, so gehet nicht hinaus; siehe, er ist in den Kammern, so glaubet es nicht! Denn gleich wie der Blitz von Aufgang ausgeht und bis zum Untergang leuchtet, so wird es auch mit der Ankunft des Menschensohnes sein“2. Und an einer andern Stelle: „ Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen gegessen und in deinem Namen getrunken und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und viele Wunder getan? Und ich werde ihnen sagen: Weichet von mir, da ihr Täter der Ungerechtigkeit seid!“3 Celsus aber in seinem Bestreben, die Wunder Jesu menschlicher Zauberei S. 164 gleichzustellen, sagt wörtlich: **"O Licht und Wahrheit! Mit seiner eigenen Stimme spricht er, wie auch ihr aufgezeichnet habt, unverhohlen aus, dass auch andere zu euch kommen werden, die ähnliche Wunder abwenden wie er, schlechte Menschen und Zauberer, und er nennt auch einen gewissen Satanas als Veranstalter solcher Dinge4.
So leugnet er auch selbst gar nicht, dass diese Wundertaten nichts Göttliches, sondern Werke ruchloser Menschen sind. Genötigt von der Wahrheit hat er zugleich das Treiben der andern aufgedeckt und seine Taten gerichtet. Ist das nicht ein Frevel, wegen der nämlichen Werke den einen für Gott und die andern für Betrüger zu halten? Warum soll man denn nach diesen Werken die andern mit größerem Rechte für schlechte Menschen ansehen als diesen, indem man ihn selbst zum Zeugen nimmt? Von diesen Wundern hat er ja selbst zugestanden, dass sie nicht die Kennzeichen göttlicher Natur, sondern menschlicher Arglist und Bosheit seien"** Man sehe zu, ob Celsus hier nicht offenbar überführt wird, dass er den Sinn der Worte verdreht, denn anders spricht Jesus von denen, die nach ihm "Zeichen und Wunder" wirken würden5 und anders redet der Jude bei Celsus. Denn wenn Jesus seine Jünger einfach vor denen gewarnt hätte, die die Wunderdinge ankündigten, ohne hinzuzusetzen, wofür sie sich ausgeben würden, so wäre die Vermutung des Celsus vielleicht nicht ohne Grund. Da aber diejenigen, vor denen wir uns nach Jesu Willen hüten sollen, sich für "den Messias" ausgeben6, was die Zauberer nicht tun, und weil sie, wie er sagt7, trotz ihres schlechten Wandels im Namen Jesu S. 165 einige Wunder wirken und Dämonen von den Menschen vertreiben können, so wird vielmehr8 damit, wenn ich so sagen darf, bei denen, von welchen hier die Rede ist, die Zauberei und aller derartiger Verdacht gegen sie bestimmt ausgeschlossen und die Göttlichkeit Christi und die Göttlichkeit seiner Jünger dargetan- Denn es ist möglich, dass jemand, der den Namen Jesu mißbraucht und vielleicht auf Antrieb irgendeiner Macht sich fälschlich für den Messias ausgibt, scheinbar dieselben Wunder wirkt wie Christus, und ebenso, dass andere im Namen Jesu scheinbar so ziemlich das gleiche, wie seine wahren Jünger, vollbringen.
