38.
Der Jude wendet sich darauf auch mit folgender Bemerkung an uns: „Dies nun werft ihr uns vor, ihr Übergläubigen, weil wir diesen nicht als Gott erkennen und euch nicht zugeben, dass er zum Heil der Menschen dies gelitten habe, damit auch wir die Strafen gering achten sollten?“ Darauf geben wir die Antwort: Die Juden sind im Gesetz und in den Propheten, welche Christus vorher ankündigen, unterwiesen worden. Wir „machen ihnen deshalb Vorwürfe “, weil sie weder unsere Beweise mit denen wir dartun, dass Jesus der Messias ist, widerlegen, obwohl sie mit dieser Widerlegung ihren Unglauben rechtfertigen würden1, noch an den glauben, den die Propheten verkündigt haben, trotzdem sie uns die Widerlegung schuldig bleiben; weil sie nicht glauben, obgleich er auch nach seiner Menschwerdung an denen, welche seine Jünger wurden, klar erwiesen hat, „dass er zum Heil der Menschen dies litt“. Denn der Zweck seines ersten Kommens war nicht, die Taten der Menschen zu richten, und bevor er sie durch Wort und Tat darüber belehrt hatte, was sie tun und lassen sollten, die Bösen zu strafen und die Guten zu retten, sondern wunderbar und mit einer gewissen göttlichen Kraft seine Lehre unter dem ganzen Menschengeschlecht auszubreiten, wie die Propheten auch dies dargetan S. 153 haben. Ferner „machen wir ihnen den Vorwurf“, dass sie an ihn nicht glaubten, obgleich er seine ihm innewohnende Macht kundgab, sondern sagten, er habe die Dämonen „in Beelzebul, dem Fürsten der Dämonen“, aus der Seele der Menschen vertrieben2. Wir „machen ihnen den Vorwurf“, dass sie seine Menschenfreundlichkeit, (die ihn bewog,) keine Stadt, ja nicht einmal ein Dorf Judäas zu übergehen, sondern vielmehr überall die Botschaft vom Reiche Gottes zu verkünden, dass sie diese Menschenfreundlichkeit verunglimpfen und ihm „zweckloses Umherziehen“ vorwerfen, da er „in einem unedlen Körper unstet umhergeirrt sei“3. Denn nicht „unedel“ ist der Körper, der so viele Leiden zum Heile derer auf sich genommen hat, die <ihn[^91]> überall hören konnten.
