72.
Er fährt dann fort: "Wenn er verborgen bleiben wollte, warum hörte man die Stimme vom Himmel, die ihn als Gottes Sohn verkündete? Wollte er aber nicht verborgen bleiben, warum wurde er bestraft, oder warum starb er dann?" Er glaubt damit einen Widerspruch in den Aufzeichnungen über Jesus nachzuweisen und sieht nicht, dass Jesus sein ganzen Sein und Wirken einerseits nicht allen ohne Unterschied offenbar machen, und andererseits es auch nicht ganz und gar "verborgen sein" lassen wollte. Wir S. 195 lesen also nicht, dass "die Stimme vom Himmel, die ihn als Gottes Sohn verkündete", indem sie sprach: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe"1, von den Volksscharen gehört worden sei, was der Jude des Celsus meint. Aber auch die Stimme auf dem hohen Berge, die aus der Wolke ertönte, wurde nur von denen vernommen, die mit ihm hinaufgestiegen waren"2. Denn eine solche göttliche Stimme hat die Eigenschaft, dass sie nur von denen gehört wird, die sie nach dem Willen des Redenden hören sollen. Ich will nicht davon sprechen, dass die Stimme Gottes, von welcher die Schrift erzählt, nicht durchaus "stark bewegte Luft" oder "eine Lufterschütterung" war, oder was sonst die Stimme nach der Lehre vom Schall3 sein soll; sie kann daher nur von dem vernommen werden, der ein besseres und feineres Gehör hat, als das sinnliche ist4. Und falls der Redende wünscht, dass seine Stimme nicht allen hörbar sei, so hört nur derjenige Gott reden, der "das bessere Gehör" besitzt5 während jener das Reden Gottes nicht vernimmt, der an Taubheit der Seele leidet6. Dies sei auf die Worte des Celsus gesagt "Warum hörte man die Stimme vom Himmel, die ihn als Gottes Sohn verkündete?" Seine weitere Frage: "Wollte er nicht verborgen bleiben, warum wurde er bestraft oder warum starb er dann?" , ist durch die ausführliche Darlegung über sein Leiden, die wir oben7 gegeben haben, bereits hinreichend beantwortet.
