45.
Betrachten wir nun auch den folgenden Abschnitt, der so lautet: „Wozu soll man aufzählen, wie viele Weissagungen in Orakelstätten teils von Propheten und Prophetinnen, teils von anderen Gottbegeisterten, Männern und Frauen, mit göttlicher Stimme ausgesprochen worden sind? Wie viele wundersame Dinge im Innern der Heiligtümer selbst vernommen wurden? Wieviel aus1 der Opfertiere und aus Opfergaben den Befragern offenbart wurde, und wieviel aus andern wunderbaren Sinnbildern? Einigen sind Götter leibhaftig erschienen. Das ganze Menschenleben ist voll von diesen Dingen. Wie viele Städte sind infolge von Orakelsprüchen erbaut und von Krankheiten und Hungersnot befreit worden? Wie viele Städte sind elend zugrunde gegangen, weil sie Orakelsprüche entweder mißachtet oder vergessen hatten? Wie viele Städte haben die Gründung einer Kolonie unternommen und sind vom Glück begünstigt worden, wenn sie den Geboten der Orakel nachkamen? Wie vielen Herrschern und wie vielen Privatleuten ist es deshalb besser oder schlechter ergangen? Wie S. 785 viele, die wegen Kinderlosigkeit in Trauer waren, erlangten das, worum sie baten, und entgingen dem Zorn der Dämonen? Wie viele körperliche Gebrechen wurden so geheilt? Wie viele wurden andererseits wegen Frevel an den Heiligtümern sofort von der Strafe ereilt, sei es, daß sie auf der Stelle vom Wahnsinn befallen wurden, sei es, daß sie gestanden, [was] sie begangen hatten, oder daß sie sich selbst das Leben nahmen oder in unheilbare Krankheiten verfielen? Ja, manche sind durch eine gewaltige Stimme, die aus dem Innersten der Tempel kam, niedergeworfen worden.“ Ich weiß nicht, wie es kommt, daß Celsus diese Dinge als „offenbare“ Tatsachen vorträgt, während er die bei uns aufgezeichneten Wunder, mögen sie nun das jüdische Volk oder Jesus und seine Jünger betreffen, für Märchen hält. Denn warum sollten nicht unsere Berichte wahr, die Angaben des Celsus aber sagenhafte Erdichtungen sein? Diesen haben ja auch griechische Philosophenschulen keinen Glauben geschenkt, ich nenne die des Demokrit, des Epikur und des Aristoteles; unseren Berichten aber hätten sie vielleicht wegen ihrer Klarheit geglaubt, wenn ihnen Moses oder einer von den Propheten, welche diese Wunder vollbrachten, oder Jesus selbst in den Weg gekommen wäre.
der Betrachtung ↩
