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S. 791 Da uns Celsus auch den Vorwurf macht, „wir trügen Verlangen nach dem Leibe“, so mag er wissen, daß wir nach nichts „verlangen“, wenn das Verlangen etwas Schlechtes ist, daß wir aber, wenn es weder gut noch böse ist, nach allem verlangen, was Gott den Gerechten verheißt. In diesem Sinne also ist auch die Auferstehung der Gerechten Gegenstand unseres Verlangens und unserer Hoffnung. Celsus aber meint, daß wir mit uns selbst in Widerspruch kämen, da wir auf der einen Seite die äauferstehung des Leibes erhofften, in der Meinung, er verdiene diese Ehrung von Gott, ihn aber auf der andern Seite als „unwert den Strafen preisgäben“. Nichts ist nun „unwert“, was um der Frömmigkeit willen leidet und der Tugend wegen sich Bedrängnissen aussetzt; dagegen ist alles das „unwert“, was sich in sündhaften Vergnügungen verzehrt. Zum Beispiel sagt auch die Heilige Schrift: „Welcher Same ist in Ehren? Der des Menschen. Welcher Same ist unwert? Der des Menschen“.
Celsus glaubt dann, man solle1 nicht mit Leuten „reden“, die2 „leibliche Güter erhoffen“, da sie in ihrem Unverstand an einem Dinge „hängen“, dem das, was sie „erhoffen“, unmöglich zuteil werden kann. Er nennt sie auch „ungebildete und unsaubere Leute, die der Vernunft bar“ „dem Aufruhr“ ergeben seien, obwohl er doch als Menschenfreund sich gerade der „weniger gebildeten“ Menschen hätte annehmen müssen. Denn die Gesellschaft schließt die „weniger gebildeten“ Menschen nicht ebenso wie die unvernünftigen Tiere von sich aus, da unser Schöpfer uns in gleicher Weise zur Gemeinschaft allen Menschen gegenüber erschaffen hat. Es ist also billig, daß wir uns auch mit „Ungebildeten unterreden“ und sie nach Kräften zu feinerer Bildung hinführen, und ebenso auch mit „unsauberen Leuten“, und sie soweit möglich, rein und sauber machen, und endlich auch mit denen, „die der Vernunft bar“ bald an dieses, bald an jenes denken und an ihrer Seele krank sind, damit sie nicht mehr ohne S. 792 vernünftige Überlegung tun noch weiter an ihrer Seele krank werden.
