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Œuvres Origène († 253/54) Contra Celsum Gegen Celsus (BKV)
Achtes Buch

53.

Nachdem wir auch über diesen Punkt soviel gesagt haben, wollen wir eine andere Äußerung des Celsus betrachten, die so Lautet: „Da aber die S. 795 Menschen durch ihre Geburt eben an einen Körper gefesselt sind, sei es, weil dies die Einrichtung des Weltalls erforderte, sei es, um Strafe für Sünden abzubüßen, sei es, daß die Seele von gewissen Leidenschaften beschwert war, bis sie in den festgesetzten Weltperioden ganz gereinigt wäre**denn nach der Ansicht des Empedokles - muß sie dreimal zehntausend Zeitabschnitte fern von den Seligen umherirren, wobei sie im Laufe der Zeit mannigfaltige Gestalten der Sterblichen annimmt1 ---: man muß also überzeugt sein, daß sie gewissen Aufsehern dieses (irdischen) Gefängnisses übergeben worden sind“.2

Man beachte auch an dieser Stelle, über wie viele Dinge Celsus nach Menschenart in seinem Urteil schwankt, und wie er bei Anführung von mehreren Ansichten über die Ursache unseres Ursprungs eine gewisse Unentschlossenheit an den Tag legt, da er nicht wagt, eine davon als falsch zu bezeichnen. Nachdem er nun einmal geurteilt hatte, daß man weder nach Belieben zustimmen, noch voreilig die Ansichten der Alten verwerfen dürfe, hätte er da nicht folgerichtig auch bei der von den Propheten verkündeten Lehre der Juden und bei Jesus, wenn er nicht glauben wollte, wenigstens in seinem Urteil schwanken und erwägen müssen, was wahrscheinlicher sei? Sollten wirklich Leute, die dem allmächtigen Gott ihre Dienste weihten und ihm und seinen gläubig angenommenen Gesetzen dadurch die schuldige Ehre erwiesen, daß sie oftmals tausend Gefahren, ja selbst den Tod willig auf sich nahmen, von ihm ganz verlassen worden sein? Ist es nicht vielmehr glaublicher, daß auch ihnen ein Art von Offenbarung S. 796 zureil geworden ist, da sie die Götterbilder, die Erzeugnisse der menschlichen Kunstfertigkeit, verachteten, aber mit ihrem Denken sich zu dem über allen waltenden Gott selbst zu erheben versuchten? Er hätte erwägen müssen, daß der gemeinsame Vater und Schöpfer aller Wesen, „der alles sieht und alles hört“, der die Absicht eines jeden, der ihn sucht und fromm sein will, von seiner Weltregierung zuteilt, damit sie die einmal gewonnene Erkenntnis von ihm noch mehr erweitern können. Hätten Celsus und die Leute, welche von Haß erfüllt sind gegen Moses, gegen die Propheten der Juden, gegen Jesus und gegen seine wahren, um seiner Lehre willen leidenden Jünger, diese Erwägungen angestellt, so hätten sie Moses und die Propheten, Jesus und seine Apostel nicht in dieser Weise geschmäht. Sie hätten auch nicht unter allen Völkern der Erde allein die Juden verworfen und behauptet, diese seien sogar schlimmer als die Ägyptier, welche die der Gottheit gebührende Ehre, sei es aus Aberglauben, sei es aus irgendeiner (andern) Ursache oder Verirrung, soweit das von ihnen abhing, bis zu den unvernünftigen Tieren herabgewürdigt haben.

Mit diesen Bemerkungen wollen wir nicht bei diesem und jenem etwa Zweifel an der christlichen Lehre erwecken, sondern wollen zeigen, daß es für diejenigen, welche die Lehre der Christen in jeder Hinsicht schmähen und herabsetzen, besser wäre, wenn sie wenigstens über sie in ihrem Urteil schwankten und nicht so dreist über Jesus oder seine Jünger Dinge vorbrächten, die sie nicht verstenen und die sie weder durch das begründen können, was die Stoiker „erfassende Vorstellung“ nennen, noch durch irgendeine andere der verschiedenen Beweisarten, über die jede der philosophischen Schulen das nach ihrer Ansicht Richtige festgesetzt hat.


  1. Vgl. Empedokles, De natura, bei Plutarch, De exilio c. 17 p. 607 C. ↩

  2. Vgl. Plato, Phädon c. 62 p. 114 BC; Kratyl. c. 17 p. 400 C; Staat VII 3 p. 517 B. ↩

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