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Celsus hatte in den vorhergehenden Abschnitten vieles bis zu „denorakelsprüchen“1 erwähnt und uns zu ihren „Orakelstätten“, als ob sie Götter wären, verwiesen. Jetzt aber hat er es durch das Zugeständnis besser gemacht, „daß diejenigen, welche Menschen und Städten ihr künftiges Geschick vorhersagen“, und alle „diejenigen, welche bei den menschlichen Handlungen mit wirkten, irdische Dämonen seien, zusammenhängend mit der Zeugung und an Blut und Fettdampf gebunden und durch Gesänge und andere S. 808 solche Dinge gefesselt“ und deshalb „nicht imstande, etwas Besseres“ als dieses „auszurichten“. Als wir2 gegen Celsus Stelung nahmen, der die Lehre von „den Orakeln“ und „den Dienstleistungen“ für seine vermeintlichen Götter als göttliche Dinge behandelt, so konnte man uns vielleicht für gottlos halten, wenn wir behaupteten, dies seien Werke von „Dämonen“. die die Seelen der Menschen zur Betätigung des Zeugungstriebes herabziehen. Jetzt aber muß, wer so von uns urteilt, die Lehren der Christen für vortrefflich halten und ihnen Glauben schenken, wenn er sieht, daß selbst dieser Feind der Christen hier am Schlusse seines Buches, gleichsam besiegt von „dem Geiste der Wahrheit“, solche Dinge niedergeschrieben hat.
Mag uns daher Celsus auch sagen:„Wir müssen diesen gegenüber heilige Pflichten erfüllen, soweit es nützlich ist, denn in jedem Falle dies zu tun, fordert die Vernunft nicht“, so darf man doch den Dämonen gegenüber, die „an Fettdampf und Blut gebunden sind“, keine „heiligen Pflichten erfüllen“, darf auch die Gottheit nicht, soviel auf uns ankommt, dadurch beflecken, daß wir sie zu den bösen Dämonen herabziehen. Hätte Celsus die Bedeutung des Begriffs „nützlich“ genau erforscht und erkannt, daß das wahrhaft Nützliche die Tugend und tugendhaftes Handeln ist, so hätte er nicht bei solchen Wesen, und zwar „Dämonen“, wie er selbst zugegeben hat, die Worte: „soweit es nützlich ist“ hinzugefügt. Wenn uns also3 durch Verehrung solcher Dämonen die Gesundheit und das Glück im Leben zuteil werden soll, so wollen wir lieber Krankheit und Unglück im Leben haben mit dem Bewußtsein, gegen den allmächtigen Gott reine Frömmigkeit zu üben, als einen gesunden Körper zu besitzen und im Leben glücklicher wegzukommen, zugleich aber mit der Trennung und dem Abfall von Gott an der Seele tödlich zu erkranken und von einem bösen Dämon besessen zu sein. S. 809 Besser ist es, wenn wir uns dem zuwenden, der nichts von allem, was es auch sei, bedarf4 außer der Menschen und aller Vernunftwesen Wohlfahrt, und wenn wir nicht5 dienen, „die nach Fettdampf und Blut gierig sind“.
