Translation
Hide
Der Festgeankerte (BKV)
43.
Was sollen wir nun sagen? Wäre der Sohn die S. 73Weisheit des Vaters1 und doch nicht aus ihm als Logos und Gott und als Weisheit hervorgegangen, müßten wir da nicht bekennen und folgern, daß der Vater selbst keine Weisheit habe? Wie könnte es dann heißen: „Gott, dem allein Weisen, Unsichtbaren“?2 Aber es ist dieses alles für die Menschen unbegreiflich und unerforschlich. Es gab Gott Weisheit dem Salomon und er erfüllte mit Weisheit den Beseleel3 . Auch heißt es: „Weise Menschen verbergen die Schmach“4 , wie man ja überhaupt über diese Weisheit gar vieles vorbringen könnte. Jene Weisheit des Vaters aber ist einzig in ihrer Art und duldet keine Gegenüberstellung. Immerhin: Ob die in Rede stehende Stelle sich darauf bezieht, das wage ich weder zu behaupten noch zu bestreiten. Das zu wissen steht bei Gott. Der Wahrnehmung aber kann ich die Augen nicht verschließen, daß die Worte selbst widerspruchsvoll sind. Es heißt: „Er schuf mich als Anfang seiner Wege vor seinen Werken, vor der Weltzeit gründete er mich, vor allen Hügeln zeugte er mich“5 . Wie kann nun das, was gezeugt wird, gegründet, wie das Erschaffene gezeugt werden? Denn ist etwas geschaffen, so ist es nicht gezeugt. Wir allerdings schaffen das, was wir erzeugen, und erzeugen, was wir schaffen6 . Denn wir sind geschaffene Wesen, und was von uns erzeugt wird, ist geschaffen. Bei Gott aber, dem selbst Unerschaffenen, kann das, was erzeugt wird, nicht geschaffen sein; denn was er erzeugte, das hat er nicht geschaffen. Wenn es nämlich heißt, er habe nach dem Schaffen S. 74wiederum gezeugt, — wie kann denn das zuerst Geschaffene später wieder gezeugt werden? Soll man daher die besprochene Stelle auf Christus anwenden, so muß man sie auf seine Menschwerdung beziehen. Und darum erwähnt er auch das zeitlich näher Gerückte zuerst und läßt das Ursprüngliche folgen. Denn in der Absicht, die [der Erfüllung] Nächststehenden zu überzeugen, beginnt er mit der Menschwerdung. Das ist ja der Anfang der Wege der evangelischen Gerechtigkeit: Das Wort ist in Maria für uns Fleisch geworden, die Seele aber ist in ihrem Fleische grundgelegt worden; somit bezeichnet er das Frühere als das Spätere. Vom Logos aber sagen wir, daß er aus dem Schöße des Vaters vom Himmel auf die Erde herabgekommen sei, da er später zu uns kam als Vollender des großen Heilswerkes. Der Logos ist also nicht geschaffen — das sei ferne —, und es kann keine Rede davon sein, daß die Hl. Schrift eine irrtümliche Auffassung nahelege.
So korrigiert schon Petavius statt: εἰ σοφία Πατήρ ἐστιν. Holl vermutet: εἰ σοφία οὐχ ὁ πατήρ ἐστιν. ↩
1 Tim. 1, 1.7. ↩
Exod. 31, 2—3. ↩
Sprichw. 10, 14. ↩
Ebd. 8, 22, ein locus classicus der Arianer. ↩
Migne graeo. 43, 96 A: ἡμεῖς γὰρ ἃ γεννῶμεν οὐ κτίζομεν καὶ ἃ κτίζομεν οὐ γεννῶμεν, wozu der Herausgeber bemerkt: Negativas particulas sententia ipsa repudiat. So ist hier die Lesart schwankend, wie die ganze Argumentation, die sich auf die Bedeutung von κτίζειν im Gegensatz zu γεννᾶν aufbaut. Ersteres ist aber nicht bloß creare, sondern mitunter auch constituere condere, facere. ↩
Edition
Hide
Ancoratus
43.
1. Τί οὖν λέγομεν; εἰ σοφία πατήρ ἐστι καὶ ὁ υἱὸς δὲ κατὰ τὸν ἐκείνων νοῦν οὐ προῆλθεν ἐξ αὐτοῦ, Λόγος καὶ θεὸς ὢν καὶ σοφία ὤν, ἄρα ὁ πατὴρ λείπεται σοφίας ἐν ἑαυτῷ. 2. πῶς οὖν «θεῷ μόνῳ σοφῷ ἀοράτῳ» καὶ ταῦτα πάντα ἐστὶν ἀκατάληπτα καὶ ἄπειρα ἀνθρώποις; ἔδωκεν ὁ θεὸς σοφίαν τῷ Σολομῶντι καὶ ἐνέπλησε σοφίας τὸν Βεσελεὴλ καί «σοφοὶ ἄνθρωποι κρύπτουσιν αἰσχύνην». 3. καὶ περὶ σοφίας πολλὰ ἔστι λέγειν. ἐκείνη δὲ ἡ σοφία τοῦ πατρὸς μονοειδής ἐστι, μὴ ἔχουσα ἀντιπαράθεσιν ἄλλην. 4. ὅμως δὲ εἰ καὶ περὶ αὐτῆς ἦν ὁ λόγος ᾀδόμενος, οὔτε συντίθεμαι οὔτε ἀποτάσσομαι, θεῷ δὲ συγχωρῶ τὸ εἰδέναι· βεβιασμένως δὲ ὁρῶ ἀντιπαράθετα τὰ λεγόμενα. «ἔκτισε», γάρ φησιν, «ἀρχὴν ὁδῶν αὐτοῦ εἰς ἔργα αὐτοῦ, πρὸ τοῦ αἰῶνος ἐθεμελίωσέ με· πρὸ δὲ πάντων βουνῶν γεννᾷ με». 5. πῶς οὖν τὸ γεννώμενον θεμελιοῦται; πῶς δὲ τὸ κτιζόμενον γεννᾶται; εἰ γὰρ κτιστόν, οὐ γεννητὸν ὄντως. 6. ἡμεῖς γὰρ ἃ γεννῶμεν οὐ κτίζομεν καὶ ἃ κτίζομεν οὐ γεννῶμεν· ἐσμὲν γὰρ κτιστοὶ καὶ τὰ ὑφ’ ἡμῶν γεννώμενα κτιστά. 7. ἐν θεῷ δὲ τῷ ἀκτίστῳ τὸ γέννημα οὐ κτιστόν. εἰ γὰρ ἐγέννησεν, οὐκ ἔκτισεν· εἰ δὲ μετὰ τὸ κτίσαι πάλιν γεγέννηκε, πῶς ἄρα τὸ πρῶτον κτισθὲν ὕστερον γεννᾶται; 8. εἰ τοίνυν περὶ αὐτοῦ ἐστι τὰ λεγόμενα, εἰς τὴν ἔνσαρκον οἰκονομίαν πληροῦται. καὶ διὰ τοῦτο τὰ ἐγγύτερα πρῶτον λέγει καὶ τὰ ἀρχαιότερα ὕστερον διηγεῖται. 9. πεῖσαι γὰρ ἀνθρώπους τοὺς ἐγγυτάτω βουλόμενος ἀπὸ σαρκὸς ἄρχεται (ἀρχὴ γὰρ ὁδῶν τῆς δικαιοσύνης τοῦ εὐαγγελίου ὅτι σὰρξ ἡμῖν ὁ Λόγος ἐν Μαρίᾳ ἐγένετο ψυχή τε ἐν τῇ αὐτῆς σαρκὶ τεθεμελίωται), ἵνα τὰ ἀνώτερα ὕστερα δείξῃ. 10. λέγομεν δὲ ἐκ κόλπων πατρῴων ἀπὸ τῶν οὐρανῶν γενέσθαι ἐπὶ τὴν γῆν, ἐπεὶ ἦλθεν ἡμῖν ὕστερον τὴν πᾶσαν οἰκονομίαν τελέσας. οὐκ ἄρα τοίνυν κτιστὸς ὁ Λόγος (μὴ γένοιτο) καὶ οὐδὲν ἡμῖν σκολιὸν ἐνεγέννησεν ἡ θεία γραφὴ εἰς οὐδὲν τὸ παράπαν.