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Der Festgeankerte (BKV)
76.
Wenn nun einige eitle Fabeleien zusammenspinnen und das Wort der Schrift zur Fabel machen, indem sie sagen, er habe nur Fleisch angenommen, eine Seele aber nicht1 , so mögen sie auf Grund des Wortes: "Wir S. 123haben den Geist Christi"2 , gerade auf Grund dieses Wortes erwägen, daß diejenigen, welche sagten: "Wir haben den Geist Christi", doch ihren eigenen Geist hatten und diesen nicht wohl "ausgeschwitzt" hatten. Wie nun diese ihren eigenen Geist und den Geist Christi hatten und so mit beiden erfüllt waren, so daß Christi Geist sie besser machen konnte, ihr eigener aber von der richtigen Einsicht sich leiten ließ, gerade in derselben Weise hat man sich in bezug auf Christus die Sache zu denken, daß er nämlich, der wahrlich Gott und Geist war, den Nus des Menschen zugleich mit Leib und Seele angenommen habe3 . Keineswegs hat er also als Mensch den menschlichen Geist zurückgewiesen, aber er lenkte ihn und leitete ihn und machte ihn besser. Gerade so wie er das Fleisch angenommen hat, ohne jedoch der Herrschaft des Fleisches zu verfallen, so wurde er auch von dem menschlichen Geiste, den er angenommen, nicht regiert. Im Gegenteil verwickeln sich diejenigen, welche dieses meinen, noch in große Schwierigkeiten und Widersprüche. Denn blättere in der Schrift vor und zurück; sie spricht laut genug schwere Anklagen nicht gegen den Geist, sondern gegen das Fleisch. "Des Fleisches Früchte", sagt der Apostel, "sind Buhlschaft, Unlauterkeit, Üppigkeit und dergleichen"4 , und: "Die im Fleische leben, können Gott nicht gefallen"5 , oder: "Das Fleisch begehrt wider den Geist"6 . Über den Geist hingegen heißt es: "Lobsingen will ich im Geiste, S. 124lobsingen im Sinne"7 , und; "Mein Geist ist fruchtbar oder unfruchtbar"8 . In diesen Stellen soll unter Geist9 verstanden werden, was die Schrift sonst "Herz" zu nennen pflegt, welches gleichsam der Herr des ganzen Menschen und der Lenker desselben ist, welches Gutes und Böses unterscheidet und das Gute, was wir getan, billigt. Denn "der Geist prüft die Reden, wie des Essers Gaumen den Geschmack10 . Der Nus ist nämlich allerdings das Unterscheidende im Menschen, aber noch nicht das Entscheidende, solange er nicht sich nach einer bestimmten Richtung leiten läßt.
Anfangs lehrte Apollinaris von Laodicea: der Logos habe nur eine menschliche σάρξ angenommen, keine ψυχή. Später aber — und das ist der eigentliche Apollinarismus, gegen den Epiphanius im folgenden argumentiert — sagt er: der Logos habe menschliche σάρξ und ψυχή mit sich vereinigt, die Stelle des νοῦς oder in anderer Terminologie der ψυχή λογική habe der λόγος vertreten. Diese ganze Anschauung ist aufgebaut auf der trichotomischen Anthropologie: Leib — Seele — Geist [nicht zu verwechseln mit der trichotomischen Psychologie Platos]. Jene war so ziemlich Gemeingut der Philosophie am Ausgang des Altertums. Die Seele hat darnach als Entelechie des Leibes, als Prinzip der Bewegung und Wahrnehmung eine Zwischenstellung zwischen Geist und Materie. Die sog. höheren Seelentätigkeiten hießen bei den Stoikern, Aristotelikern und Platonikern νοῦς; in der christlichen Zeit nennt man diesen "Geist" im Menschen lieber πνεῦμα, wie ja Epiphanius im folgenden die Gleichung Nus = Pneuma voraussetzt, während Pneuma den Stoikern noch die physische Seele, feinste physische Wirklichkeit, dem Aristoteles der beseelende Hauch der Lebenswärme gewesen war. ↩
1 Kor. 2, 16. ↩
Epiphanius redet hier selbst trichotomisch, wie auch verschiedene andere Väter des vierten und fünften Jahrhunderts, die darin zum Teil von Origenes beeinflußt sein können. Übrigens lehnt er gleich c. 77 die Auffassung des νοῦς als einer eigenen ὑπόστασις ab. ↩
Gal. 5, 19. ↩
Röm. 8, 8. ↩
Gal. 5, 17. ↩
1 Kor. 14, 15. ↩
Ebd. V. 14. ↩
νοῦς abwechselnd mit πνεῦμα. ↩
Job 12, 11. ↩
Edition
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Ancoratus
76.
1. Καὶ ἐὰν εἴπωσί τινες ὅτι σάρκα μόνην εἴληφε, ψυχὴν δὲ οὔ, παραπλέκοντες μυθωδῶς καὶ τὴν γραφὴν εἰς μύθους ἐκτρέποντες, ἀπὸ τοῦ ῥητοῦ τοῦ «ἡμεῖς δὲ νοῦν Χριστοῦ ἔχομεν», ἀπ’ αὐτοῦ τοῦ ῥητοῦ καταλάβωσιν ὅτι οἱ λέγοντες «ἡμεῖς δὲ νοῦν Χριστοῦ ἔχομεν» τὸν αὐτῶν νοῦν εἶχον καὶ τοῦτον οὐκ ἐξεπτύκασιν. εἰ δὲ τὸν ἴδιον ἔχοντες <ἦσαν> σὺν τῷ τοῦ Χριστοῦ νῷ, ἀμφοτέρων ἐνεφοροῦντο, τοῦ μὲν νοῦ Χριστοῦ βελτιοῦν δυναμένου, τοῦ δ’ αὐτῶν ὀρθῶς νοοῦντος. 2. τὸ δ’ αὐτὸ καὶ ἐπὶ τοῦ Χριστοῦ γινωσκέτωσαν, ὅτι ὢν θεὸς καὶ ἐν αὑτῷ ὢν νοῦς, εἶχε τὸν τοῦ ἀνθρώπου νοῦν μετὰ τῆς σαρκὸς καὶ ψυχὴν εἴληφεν. 3. οὔκουν ὡς ἄνθρωπος αὐτὸν ἐξέτρεπεν, ἀλλ’ αὐτὸς τοῦ νοῦ κοσμήτωρ καὶ ὀρθωτὴς καὶ βελτιωτὴς ἐγίνετο. ὡς γὰρ τὴν σάρκα ἔλαβε μὴ ὑπὸ σαρκὸς ἡττηθείς, οὕτω καὶ τὸν νοῦν εἰληφὼς οὐχ ὑπὸ νοὸς ἥττηται. 4. τοὐναντίον τοίνυν καὶ μεῖζον οἱ τοιοῦτοι χαλεπῶς εἰς ἐναντιότητα ἐμπίπτουσιν. ἄνω γὰρ καὶ κάτω αἱ θεῖαι γραφαὶ διαῤῥήδην βοῶσιν οὐ κατὰ τοῦ νοῦ τὰ χαλεπὰ διαγορεύουσαι, ἀλλὰ κατὰ τῆς σαρκός. 5. «τῆς γὰρ σαρκός» φησίν «οἱ καρποὶ πορνεία μοιχεία ἀσέλγεια καὶ τὰ τούτων ὅμοια» καί «οἱ ἐν σαρκὶ δὲ ὄντες θεῷ ἀρέσαι οὐ δύνανται» καί «ἡ σὰρξ ἐπιθυμεῖ κατὰ τοῦ πνεύματος». περὶ δὲ τοῦ νοῦ φησὶν ὅτι «ψαλῶ τῷ πνεύματι, ψαλῶ δὲ καὶ τῷ νοΐ» καὶ ὅτι «ὁ νοῦς μου ἄκαρπος ἢ ἔγκαρπός ἐστιν». 6. ἔθετο γὰρ τὸν νοῦν ὁ θεός, ὅνπερ εἴωθεν ἡ γραφὴ καλεῖν καρδίαν, ἡγεμόνα ὡς εἰπεῖν καὶ ἡνίοχον τοῦ παντὸς σκεύους, διακριτὴν ἀγαθῶν τε καὶ φαύλων, δοκιμαστὴν τῶν ἐν ἡμῖν ἐγγινομένων. «νοῦς μὲν γὰρ ῥήματα διακρίνει, λάρυγξ δὲ σῖτα γεύεται». διακριτικὸς δὲ ὁ νοῦς ἐν τῷ ἀνθρώπῳ, οὔπω δὲ συγκαταθετικός, ἐὰν μὴ εἰς τροπὴν ἑαυτὸν δῴη.