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Der Festgeankerte (BKV)
53.
Ich muß mich immer sehr verwundern, o Söhne des Glaubens und der Kirche, wenn ich bedenke, wie die zänkischen Irrlehrer die eigentlichen Redensarten zu uneigentlichen verdrehen, und die uneigentlichen ganz irrtümlich für eigentlich und wahr annehmen1 . Das Gezeugtsein, wie es doch dem Sohn seiner Natur nach zukommt, leugnen sie und sagen, bei ihm sei es nicht wie bei einem Sohn; das Geschaffensein aber, das doch mit seiner Gottheit in Widerspruch steht, nehmen sie, wenn es je an einer Stelle in allegorischem Sinne von ihm gesagt wird, im eigentlichen und wirklichen Sinne. Aussprüche aber, die im eigentlichen Sinne zu nehmen sind, deuten sie beliebig um; so, wenn Isaias sagt: "Ich sah den Herrn der Heerscharen"2 , oder wenn es heißt: "Er erschien der Herr dem Moses", und3 : "Es erschien der Herr dem Abraham", "Daniel4 sah in einem S. 85Gesichte den Alten an Tagen". Es erschien der Herr dem Ezechiel und dieser sprach: "Ich sah die Gestalt Gottes"5 . Da sagen sie, so etwas gebe es nicht, die Propheten würden durch das Wort des Evangeliums Lügen gestraft werden. Der Herr selbst lehrte: "Niemand hat Gott je gesehen"6 . Da die Propheten behaupten, ihn gesehen zu haben, so muß entweder der Eingeborene selbst oder die Propheten lügen. Nach der Meinung derer, welche so schließen, sowie nach der Lehre der Manichäer werden die Prophetien überhaupt Lügen sein. Wenn aber nichtsdestoweniger die Propheten nicht lügen, sondern die Wahrheit reden, wie ja der Heiland selbst es bestätigt mit den Worten: "Ich bin es, der durch die Propheten spricht, siehe, da bin ich"7 , so wird ein geheimer Sinn zu suchen und eine allegorische Erklärung notwendig sein. Das begegnet uns im gewöhnlichen Leben schon oft. Wir sehen zum Beispiele]8 von der Spitze eines Berges oder von einer Ebene aus das Meer: so sprechen wir doch volle Wahrheit, wenn wir behaupten, das Meer gesehen zu haben. Und doch spricht auch der, welcher etwa sagen sollte, daß er das Meer nicht gesehen habe, volle Wahrheit und lüget nicht; denn er hat ja weder des Meeres Tiefe noch auch die Länge und die Masse und den Umfang desselben gesehen. So sehen wir auch häufig durch ein ganz schmales Fenster einen Menschen, ohne aber seine ganze Gestalt bemerken zu können. So nun jemand sagt, er habe den Menschen gesehen, redet er recht, und so ein anderer sagt, er habe ihn nicht gesehen, redet er auch recht Denn wir haben wirklich gesehen, soweit wir's eben vermochten; wir sahen aber nicht, was der Betreffende in sich ist. So wurden auch die Propheten gewürdigt, gleichsam durch das enge Fenster ihres Leibes den Herrn zu sehen, und sie haben ihn in Wahrheit gesehen, allerdings nicht wie es die Unermeßlichkeit des Geschauten fordert. Und so erweist es sich, daß die heiligen Schriften vollständig S. 86miteinander übereinstimmen, wenn die Propheten sagen, daß sie den Herrn gesehen haben, denn sie haben ihn auch in Wahrheit gesehen, und wenn der Heiland aussprach: "Niemand hat Gott je gesehen", denn sie haben ihn nicht gesehen, wie er an sich ist. Er selbst aber hat gesehen unsichtbar die Wesenheit und er hat denen, die [sie] nicht sehen können, eine Kraft der Gnade gegeben zu geistiger Schauung.
Die "Alexandrinische Methode" hatte eben Geister gerufen, deren sie nicht leicht los werden konnte. ↩
Is. 6, 5. ↩
Exod. 3, 2. — Gen. 12, 7. ↩
Dan. 7, 9. ↩
Ezech. 1, 26 f. ↩
Joh. 1, 18. ↩
Vgl. Is. 52, 6. ↩
Vgl. Haer. 70, n. 6.7.8: Die Patriarchen und Propheten haben Gott gesehen nur καθὸ ἠδύναντο καί καθὸ ἐνεχώρει, [W.]. ↩
Edition
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Ancoratus
53.
1. Θαῦμα <δέ> μοι μέγιστον ἐπέρχεται, ὦ υἱοὶ τῆς πίστεως καὶ ἐκκλησίας, πῶς τὰ ἀληθινὰ ἐξέστρεψαν οἱ φιλόνεικοι εἰς ἀλληγορίαν καὶ τὰ τροπικῶς εἰρημένα εἰς τὰ ἀληθινὰ λαμβάνουσι σφαλλόμενοι. τὸ μὲν γὰρ γεγεννῆσθαι, ὅπερ ἐστὶν <ἐν> αὐτῷ κατὰ φύσιν, ἀρνοῦνται, λέγοντες οὐχ ὡς ἕν τι τῶν γεννημάτων· τὸ δὲ ἐκτίσθαι, ὅπερ ἐστὶν ἀλλότριον τῆς αὐτοῦ θεότητος, εἴ γε καὶ ἐν ἀλληγορίᾳ ποτὲ εἴρηται, ἐκεῖνο ἀληθινὸν λέγουσι, τὸ δὲ ἀληθινὸν ἀφανίζουσιν. 2. ἐν τῷ γὰρ εἰπεῖν Ἠσαΐαν «εἶδον τὸν κύριον σαβαώθ» καί «ὤφθη κύριος τῷ Μωυσῇ» καί «ὤφθη κύριος Ἀβραάμ» καί «εἶδεν ὅρασιν Δανιήλ, παλαιὸν ἡμερῶν» καὶ τὰ τοιαῦτα, καὶ ὤφθη κύριος Ἰεζεκιὴλ καὶ εἶπεν «εἶδον εἶδος θεοῦ», φασὶ ταῦτα μὴ εἶναι, ὡς τῶν προφητῶν καταψευδόμενοι· 3. δῆθεν ἀπὸ τοῦ ῥητοῦ τοῦ εὐαγγελίου, οὗ εἶπεν ὁ σωτὴρ διδάσκων ὅτι «θεὸν οὐδεὶς πώποτε ἑώρακε». καί φασιν· εἰ τοίνυν ὁ μονογενὴς εἶπεν, ὅτι οὐδεὶς ἑώρακεν, προφῆται δὲ λέγουσιν ἑωρακέναι, ἀνάγκη ψεύδεσθαι ἢ τὸν μονογενῆ ἢ τοὺς προφήτας. 4. καὶ κατὰ τὸν λόγον τῶν οὕτω λεγόντων καὶ τῶν Μανιχαίων ἔσται τὰ ἐν προφήταις ψευδῆ. εἰ δὲ οὐ ψεύδονται οἱ προφῆται, ἀλλ’ ἀληθεύουσι, κατὰ τὸν τοῦ σωτῆρος λόγον ὅτι «ὁ λαλῶν ἐν προφήταις, ἰδοὺ πάρειμι», νοήσεώς ἐστι τὸ πρᾶγμα καὶ ἀλληγορίας χρεία. 5. καὶ γὰρ οὕτω πολλάκις τοῦτο πληροῦται· ὁρῶμεν τὴν θάλασσαν ἐκ μέρους τινὸς <ἐξ> ὄρους ἢ πεδιάδος καὶ ἀληθεύομεν ἐν τῷ <λέγειν> ἑωρακέναι. κἂν δέ τις εἴπῃ ὅτι οὐχ ἑώρακεν, οὐ ψεύδεται, ἀλλ’ ἀληθεύει. οὐκ οἶδε γὰρ ποῦ τὸ βάθος ποῦ τὸ μῆκος, οὐκ οἶδε τὸν ὄγκον οὐκ οἶδε τὸ κύτος. 6. καὶ ἀπὸ ὀπῆς τινος θεωροῦμεν οὐρανόν, τὴν δὲ ἐπέκτασιν οὐκ ἐπιστάμεθα. κἂν εἴπῃ τις εἶδον, εἶδεν· κἂν ἄλλος εἴπῃ οὐκ εἶδον, οὐκ εἶδεν. εἴδομεν γὰρ ἀληθῶς ὡς χωροῦμεν, οὐκ εἴδομεν δὲ καθό ἐστιν. 7. οὕτω καὶ οἱ προφῆται ὡς δι’ ὀπῆς <διὰ> τοῦ στενωποῦ τοῦ ἰδίου σώματος κατηξιώθησαν ἰδεῖν καὶ <ἐν> ἀληθείᾳ εἶδον, <ἀλλ’> οὐχ ὡς ἔχει τὸ ἄπειρον τῆς θεωρίας. 8. καὶ οὕτω πεπλήρωνται συνᾴδουσαι πρὸς ἀλλήλας αἱ θεῖαι γραφαί, τό τε τοὺς προφήτας λέγειν ἑωρακέναι (εἶδον γὰρ ἐν ἀληθείᾳ) καὶ τὸ τὸν σωτῆρα λέγειν «θεὸν οὐδεὶς πώποτε τεθέαται»· (οὐκ εἶδον δὲ καθό ἐστιν). ἀλλὰ [καὶ] αὐτὸς εἶδεν ἀοράτως τὴν φύσιν, δέδωκε δὲ τῷ μὴ δυναμένῳ ὁρᾶν δύναμιν χαρίσματος εἰς τὸ ἰδεῖν τὴν δύναμιν τῆς θεωρίας.