12.
Zufällig war gerade die Geschichte des großen Märtyrers Gîwargîs zur Stelle. Da ihm diese vorgelesen wurde, nahm er sich sofort vor: „Wenn ich Christ werde, will ich statt des heidnischen Namens Mihrâmgûschnasp Gîwargîs heißen." Denn er hatte gehört, daß dem Täufling mit der neuen Taufe ein neuer Name beigelegt wird1. Von dem Tage an begann der eheliche S. 226 Umgang mit seiner Schwester ihm zu widerstehen und das Gemurmel des Magiertums ihn anzuwidern. Wenn nach der Sitte des Heidentums ein Magier kam und ihm zur Mahlzeit den Segen (? waskâ) gab2, begann er, nachdem er ihn entlassen hatte, dreimal im Herzen zu beten: „Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger Unsterblicher, erbarme Dich meiner." Dann machte er das Kreuzzeichen auf das gesegnete Brot (drôn) und so aß er. So verbrachte er ein ganzes Jahr. Als seine Schwester das merkte, trennten sie sich nach Gottes Anordnung auf gegenseitiges Übereinkommen und sie heiratete einen der Großen des Reiches, weil es den Heiden leicht ist, zu heiraten und sich zu scheiden. Nach der ihm gesetzten Bestimmung nahm er sich eine christliche Frau aus einer angesehenen Familie (tohm) der Gegend und begann, seiner christlichen Frau und ihren Brüdern allmählich mitzuteilen: „Ich will Christ werden; mein Sinn ist bereit." Daraufhin beschleunigte er seine Reise nach Hirâ der Araber, ließ sich dort von Simon, dem Bischof der Hirenser3, mit dem großen Sakramente taufen und nahm nach seinem Gelübde den Namen Mâr Gîwargîs an, der ihn tatsächlich (für das Christentum) gewonnen hatte.
Vgl. auch unten No. 19 n. Vita Mâr Sâbâ: „Man nannte den Knaben nach dem Namen des taufenden Priesters und von dem Tage an wurde er nicht mehr Gûschnasdâd genannt, da er sagte: Das ist die neue Geburt, die ich erhielt; das der Name, in dem ich in der zweiten Geburt geboren wurde." Bedjan II, 641. Die Bekennerin Golinduoh nahm den Namen Maria an (Pap. Kera-mens, Anal. Hieros. stachyl. IV, 351 ff.). Im allgemeinen war jedoch eine Namensänderung nicht gebräuchlich. ↩
Vgl. Martyrium Kardag: „Der Magier, der die magischen Gebräuche vollzog, so oft er aß, seine Frau und alle seine Hausgenossen wunderten sich, daß er ohne die magischen Gebräuche Brot aß." Bedjan II, 459; Anal. Boll. IX, 36. ↩
Er taufte auch den dortigen König, Numan III., dessen Schwester die jüngere Hind und dessen Söhne, Mundhir und Hassan. ↩
