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Nachdem er sie mutig und freimütig aufgeweckt, bestärkt und ermutigt, sagten sie: „Schick nun die Bischöfe an den Hof.„ Als sie nun gleichfalls durch die Worte des herrlichen Märtyrers ermutigt kamen, benachrichtigte Mâr Gîwargîs einen von denen, die vor dem König stehen, namens Farruchân1, daß er zum König gehe und ihm von der Ankunft der Bischöfe spreche und das sei die Ursache ihrer Ankunft und ihre Bitte, daß ihnen nach ihrer Sitte und Ordnung (τάξις) ein Haupt gesetzt werde. Nachdem Farruchân die Sache vor dem König vorgebracht, sprach dieser: „Zuerst muß man (untersuchen), welcher der wahre Glaube ist; dann sollen sie ein Oberhaupt erhalten.“ Farruchân sprach: „Wenn ihr befehlt, soll eine Disputation stattfinden„2.
S. 256 Der König sprach: „Ich befehle nicht, außer was uns angeht (?).“ Und er ließ die Sache eine Stunde lang gehen. Und da noch viel mehr Zeit hinging, erinnerte er sich nicht. Hernach kam Farruchân auf Bitten des Mâr Gîwargîs wiederum vor den König und sprach: „Was befehlt ihr wegen jener Bischöfe, von denen wir vor eurer Majestät sprachen?„ Der König antwortete: „Da ihr Glaube nicht der rechte ist, wie sollen wir ihnen ein Oberhaupt setzen?“ Farruchân sprach, wie ihn Mâr Gîwargîs belehrt: „Wenn ihr befehlt, sollen sie ihren Glauben schriftlich darlegen und man bringe ihn vor euch.„ Da befahl der König, daß sie in Frieden (ein Glaubensbekenntnis) fertigen sollten. Farruchân ging hinaus und teilte es dem Mâr Gîwargîs mit. Dieser teilte den Bischöfen mit: „So hat der König befohlen: sie sollen ihren Glauben schriftlich darlegen und vor mich bringen.“ Da versammelten sich die Bischöfe, sowie Mâr Gîwargîs, der Bekenner, und unser Vater Mâr Henânischô'3, der Mann Gottes, der in Wahrheit Orthodoxe, der eifrige, feurige Lehrer der Orthodoxie, der in Liebe zu Christus glühte, der erprobte Mönch und Haupt der Mönche. Auch er war bei der Regierung groß und angesehen gewesen, hatte aber alles hinter sich gelassen, und tapfer, mutig und jugendlich erglühten seine Schritte im Lauf und Kampf um Gerechtigkeit, Tugend und Erkenntnis der Wahrheit. Und er zeichnete sich aus in dieser Gemeinschaft durch zahllose Großtaten, so daß in dieser Zeit nach dem gekrönten Märtyrer Mâr Gîwargîs niemand erfunden wurde, der ihm gleich gewesen wäre, weder an festem Glauben, noch an Glaubenseifer, noch an jugendlicher Hoffnung, noch an brennender Liebe. Auch er erwartete sehnsüchtig die Bekennerkrone. Seine Gebete seien über uns allen. Amen.
Wahrscheinlich derselbe F. auch Schahrbaraz („Reichseber„) genannt, der, als General Kosrav II. i. J. 614 Jerusalem erobert hatte; dann i. J. 630 mit römischer Hilfe revoltierend Seleucia eroberte, nach Ermordung des unmündigen Ardaschîr den Thron bestieg und Heraklius die Kreuzreliquie zurückgab, aber schon nach 40 Tagen ermordet und vom Pöbel in Stücke gerissen wurde. ↩
Von einer Disputation spricht Synhados, S. 307; vgl. S. 309, Anm. 2. Sebeos (Hübschmann: Auszüge, S. 28) spricht von einer Synode, die nach der Eroberung von Alexandrien (also nach 614) gehalten wurde, unter dem Bagratumier Smbat und dem königl. Oberarzt. Der König erklärte die Symbole von Nicaea, Konstantinopel und Ephesus für allein richtig. Dieses Bekenntnis nahmen an „die fromme Königin Schîrîn, der tapfere Smbat und der große Oberarzt“. ↩
Nach Ischô’denah, Nr. 21 aus dem Geschlecht der Könige von Hira. Mönch in Izalâ unter Babai. ↩
