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Nach dem allherrlichen und erhabenen Sieg, in dem er kämpfte und siegte in der Stille der Zelle in allen Kämpfen und nachdem er auch diese Kinder der Bosheit, die Hannanianer und ihre Genossen, die Mezallianer, niedergeworfen, verband sich die Häresie des S. 252 Hannânâ mit der teuflischen, theopaschitischen Häresie, weil die Häresie in der medizinischen Wissenschaft am Hofe einen Anwalt fand. Denn jener theopaschitische Schiggarener1 ging zum König und sprach: „Ihr Lehrer stimmt2 mir zu und sieh, sein Schüler kam mit seinen Schreiben zu mir.„ Der König glaubte ihm und befahl ihm, sich nach einer geeigneten Person umzusehen, damit er sie zum Katholikos mache. Da gerieten die orientalischen Bischöfe und die wahren, glaubenseifrigen Gläubigen in Erregung und Furcht und alle Bischöfe rüsteten sich, sogleich an den Hof zu reisen, einen Ausweg zu suchen und dem König zu melden, damit nicht dieses Übel geschehe, nicht große Erregung die ganze Kirche des Perserreiches treffe und auch der König sie strafe, „da ihr ihn nicht zuvor über die Sache unterrichtet habt“. Auf den Rat angesehener, für die Wahrheit eifernder Laien schrieben nun die Bischöfe an unsere Gemeinschaft, da sie von dem warmen Eifer unseres Vaters Mâr Gîwargîs gehört, sowie daß er in Glaubenssachen wohl bewandert sei und den Großen und Angesehenen des Reiches nahestehe und Zutritt (παρρησία) habe, er möchte kommen und nebst anderen dazu geeigneten Brüdern der Gemeinschaft sich mit ihnen vereinigen. Als dieser Brief ankam und wir ihn im Konvent verlasen, beeilte sich Mâr Gîwargîs freudig, S. 253 die Sache auf sich zu nehmen, als ob er fühle, es sei nun die erwartete und ersehnte Zeit gekommen, daß durch ihn Christi Wahrheit und Liebe, sowie die (Gnaden), deren er gewürdigt worden war, erkannt würden.
Gabriel von Schiggar, Leibarzt (durûstbed) des Königs. Ursprünglich wahrscheinlich Monophysit, nahm er zum Zwecke der Eheschließung deu Nestorianismus an, von dem er zu seiner alten Kirche zurückkehrte, als ihn (nach nestorianischen Quellen) Patriarch Sabrîschô’ wegen seines unsittlichen Wandels auf die Kanonen hinwies. Eine glückliche Kur der nestorianischen, später ebenfalls monophysitischen Lieblingsfrau des Königs, Schîrîn, der diese, bisher unfruchtbar, die Geburt des Mardânschâh zuschrieb, machte ihn am Hofe allmächtig. Im J. 605 zwang er durch den König den Nestorianern den unwürdigen Patriarchen Gregor auf. Nach dessen Tod i. J. 609 vereitelte er jede Wahl. Auch nahm er ihnen die Klöster des Petion und der Schîrîn (das unten genannte Sergiuskloster). Nach Synhados, S. 307 war er auch der Anstifter des unten erwähnten Religionsgesprächs. Er starb bald nach unserm Märtyrer. ↩
Gemeint ist Gregor von Kasohkar, Exeget an der Schule von Seleucia, der spätere Patriarch. ↩
