57.
„Ihr betet es (das Feuer) an und opfert ihm. Wie hat es euch das Dasein gegeben, da ihr ihm durch Holz und anderes Material, das es stärkt, das Leben gebt?„ Der Rad1 antwortete: „Wir halten das Feuer nicht für Gott; sondern wir adorieren Gott durch das Feuer, wie ihr Gott durch das Kreuz adoriert. Der heilige Gîwargîs antwortete: „Wenn wir das Kreuz adorieren, so sagen wir nicht: Wir adorieren dich Kreuz, Gott, wie ihr sagt: Wir adorieren dich Feuer, Gott.“ Der Magier antwortete: „Es ist nicht so.„ Da rezitierte der Bekenner vor dem Rad einen magischen Text und zeigte ihm: „So habt ihr im Awesta (abastag), daß es ein Gott ist.“ In die Enge getrieben ging der Rad von seinen ersten Worten ab und sprach: „Wir adorieren das Feuer, weil es gleicher Natur mit Hôrmîzd ist.„ Der Heilige sprach: „Hat alles, was das Feuer hat, auch Hôrmîzd?“ Der Rad antwortete: „Ja.„ Der Heilige sprach: „Wir sehen, daß das Feuer Mist und Unrat verzehrt, wo es sie findet. Somit tut nun auch Hôrmîzd so, wenn er gleicher Natur mit dem Feuer ist.“ Der Magier wurde darüber sehr beschämt. Wieder fragte ihn der Heilige: „Warum adoriert ihr das Feuer nicht, solange es in Stein, Holz und anderen Dingen verborgen ist, bis ihr es an das Licht hervorzieht; dann adoriert ihr es ? Somit macht ihr es anbetungsfähig und ohne euch ist es nicht anbetungsfähig. Auch hat es so S. 264 wenig Versland, daß es den Magier, der ihm Libationen spendet, von dem, der es nicht adoriert, nicht unterscheiden kann, sondern beide unterschiedslos verbrennt.„ Mit solchen und anderen starken Einwendungen verstopfte er dem Rad den Mund und brachte ihn zum Schweigen. Als die Magier sahen, daß er den Rad vollständig widerlegt, riefen alle einstimmig mit ihrem Vorsteher: „Nie sahen wir einen Mann, der so das Magiertum zu widerlegen und das Christentum zu begründen versteht, wie dieser.“ Zuletzt ließ sich auch der Rad von ihrem Lobe fortreißen und bekannte ebenfalls: „Auch mir begegnete bis heute kein Mann wie dieser.„ Und alle sagten: „Weh uns; da wir auf den Rad vertrauten, der mehr als alle Magier den Awesta (abastag) kennt, unterlag er und wußte nicht, zu reden. Nunmehr ist unsere Hoffnung abgeschnitten.“
Nach Darmesteter, Journ. as. 9, 3, 518 ist der Rad Destur, der Oberpriester eines parsischen Feuertempels, der dritten von den vier Klassen des Priestertums angehörend. Bei Nöldeke, Tabari S. 447 und sonst in den Märtyrerakten erscheint er als Verwaltungsbeamter. ↩
