66.
Nachdem er nach Gottes Anordnung vollendet, sprach der Kommandant: „Steh auf; wir haben Eile." Er machte das Kreuz auf sein Herz, seine Stirn und alle seine Glieder und richtete sich auf. Seine Lippen klangen im Lachen aus Freude und sein Angesicht frohlockte wie ein Engel des Lichts, so daß niemand die Schönheit und den Glanz beschreiben kann, die in jener Stunde zum Staunen aller Zuschauer über sein Gesicht ausgegossen waren. Froh und freudig sprach er zu dem Kommissär: „Wem werden solche Güter gegeben, wie sie mir heute gegeben werden, und auf wessen Haupt wird diese Krone gesetzt, die auf mein Haupt gesetzt wird? Wie soll ich nicht schneller als ihr eilen, sie zu empfangen? Ich habe eine dringende Bitte an dich. Da du aber nicht Christ bist und die Kraft des Christentums nicht kennst, will ich sie dir kurz sagen. Christus, unser wahrer König, den wir anbeten und an den wir glauben, hat zur Erlösung der Menschen und weil er seiner Menschheit nach aus unserem Geschlechte war, sich selbst dem Kreuzestod überliefert, um sie vom Irrtum zu befreien, zu seiner Erkenntnis zu bekehren und ihnen das wahre Leben zu geben. Weil er aber der von allen angebetete Herr ist und ich sein anbetender Knecht bin, wage ich es nicht, mich aufrecht wie er mich kreuzigen zu lassen, sondern nackt und kopfüber." Der Kommandant sprach: „Ich kann nicht etwas neues tun, was gegen den persischen Brauch ist. Der König würde es erfahren und zornig werden"1. Als der Heilige sah, daß S. 269 seine Bitte nicht angenommen wurde, erhob er die Hände zum Himmel und sprach: „Christus, du weißt, daß es mein Wille war, kopfüber gekreuzigt zu werden."
Aber schon unter Jezdegerd II. wurde der bekehrte Beamte und Christenverfolger Tahm Jezdegerd auf Befehl des Königs „kopfüber" an das Kreuz geheftet. Bedjan II 530. Vgl. Hoffmann, S. 58 u. oben S. 187. ↩
