108.
1. Und nicht nur Moses, sondern auch die Sibylle ist älter als Orpheus; es gibt ja auch über ihre Beinamen und über die ihr zugeschriebenen Orakelsprüche verschiedene Erzählungen; sie soll Phrygierin gewesen sein und Artemis geheißen haben; diese sei nach Delphi gekommen und habe dort die Verse gesungen:
2. „Delphis Bewohner, ihr Diener des Fernhintreffers Apollon, Euch zu verkünden den Willen des aigishaltenden Gottes, Kam ich, grollend im Herzen dem leiblichen Bruder Apollon.“
3. Es gibt aber auch noch eine Erythräische Sibylle mit dem Namen Herophile. Diese Überlieferungen erwähnt Herakleides von Pontos in seiner Schrift über die Orakel.1 Nicht näher will ich auf die Ägyptische und auf die Italische Sibylle eingehen, die das Karmalon2 in Rom bewohnte und deren Sohn Euandros der Gründer des Luperkion3 genannten Panheiligtums in Rom war.4
Herakleides Pontikos Fr. 96 Voß; vgl. FHG II p. 197 Anm. ↩
Mit Karmalon ist wohl der Cermalus genannte Teil des Palatinischen Hügels gemeint. ↩
Gemeint ist wohl die Grotte am Fuße des Palatinischen Hügels, wo die Wölfin den Romulus und Remus gesäugt haben soll. ↩
Zu 108,1-3 vgl. Hesychos s.v. (xxx) und Pauly-Wissowa-Kroll II A Sp. 2073 ff. ↩
