117.
1. Vom Trojanischen Krieg bis zur Geburt des Homeros sind es nach Philochoros 180 Jahre, und zwar schon nach der ionischen Kolonisation.1
2. Aristarchos dagegen sagt in seiner Erklärungsschrift zu Archilochos, daß Homer zur Zeit der ionischen Kolonisation gelebt habe, die S. a103 140 Jahre nach dem Trojanischen Krieg stattfand.2
3. Apollodoros aber setzt Homeros 100 Jahre nach der ionischen Kolonisation an, in die Zeit, da Agesilaos, der Sohn des Doryssos, König der Lakedämonier war, so daß der Gesetzgeber Lykurgos als junger Mann noch in seine Lebenszeit hinaufreichte.3
4. Euthymenes dagegen sagt in seinen Jahrbüchern, daß er gleichzeitig mit Hesiodos gelebt habe und zur Zeit des Akastos auf Chios ungefähr 200 Jahre nach der Einnahme Ilions geboren sei.4
5. Dieser Ansicht ist auch Archemachos in dem dritten Buch seiner Geschichte Euboias.5 Demnach sind Homeros und Hesiodos sogar jünger als der Prophet Elissaios.
6. Und wenn man dem Grammatiker Krates folgen will und sagt, Homeros sei zu der Zeit der Rückkehr der Herakliden 80 Jahre nach der Einnahme von Ilion geboren,6 so ergibt sich daraus wieder, daß er später als Salomon ist, zu dessen Zeit Menelaos nach Phönikien kam, wie oben gesagt ist.7
7. Eratosthenes ferner setzt die Zeit des Homeros 100 Jahre nach der Einnahme von Ilion an.8
8. Theopompos vollends berichtet in dem 43. Buch seiner Geschichte des Philippos, daß Homeros 500 Jahre nach dem Zug gegen Ilion geboren sei.9
9. Und Euphorion setzt in seiner Schrift über die Aleuaden seine Geburt in die Zeit des Gyges, der mit der 18. Olympiade zu herrschen begann; von ihm erzählt er auch, daß er der erste war, der Tyrann genannt worden ist.10
10. Und der Lakonier Sosibios setzt in seinem Werk über Zeitrechnung Homeros in das 8.Jahr der Regierung des Charillos, des Sohnes des Polydektes. Nun ist Charillos 64 Jahre König, und nach ihm sein Sohn Nikandros 39 Jahre; in dessen 34. Jahr wurde, wie er sagt, das erste olympische Kampfspiel abgehalten; demnach habe Homeros ungefähr 90 Jahre vor der Stiftung der olympischen Spiele gelebt.11
Philochoros Fr. 54a FHG I 393. – Zu 117,1-9 vgl. Tatianus 31; zu 117,1-10 vgl. Plut. De vita et poesi Homeri II 3; Hieronnymus, Chronik p. 66, 9 ff. Helm. ↩
Zu Aristarchos vgl. Pauly-Wissowa II Sp. 872,28. ↩
Apollodoros FGrHist 244 F 63b; statt des überlieferten Doryssaios habe ich den richtigen Namen Doryssos eingesetzt; vgl. Herodotos 7,204; Pausanias III 2,4. ↩
Euthymenes FGrHist 243 F 1. ↩
Archemachos Fr. 2 FHG IV p. 315. ↩
Vgl. Wachsmuth, De Cratete Mallota p. 39. ↩
Vgl. oben 114,2. ↩
Erathosthenes FGrHist 241 F 9a. ↩
Theopompos von Chios FGrHist 115 F 205. ↩
Euphorion Fr. 1 FHG III p. 72. ↩
Sosibios Fr. 2 FHG II p. 625. ↩
