131.
S. a112 1. Vollends Onomakritos aus Athen, der der Verfasser der dem Orpheus zugeschriebenen Gedichte sein soll,1 lebte nachweislich zur Zeit der Peisistratidenherrschaft um die 50. Olympiade; Orpheus aber, der an der Fahrt des Herakles teilnahm,2 ist der Lehrer des Musaios.
2. Amphion ferner lebte zwei Menschenalter vor dem Trojanischen Krieg, während Demodokos und Phemios nach der Einnahme von Ilion, der eine bei den Phäaken,3 der andere bei den Freiern,4 durch ihr Kitharaspiel berühmt waren.
3. Auch die dem Musaios zugeschriebenen Orakelsprüche sollen von Onomakritos verfaßt sein, der „Mischkrug“ des Orpheus5 aber von Zopyros aus Herakleia, und die „Hadesfahrt“ von Prodikos aus Samos.6
4. Ion von Chios aber erzählt in seinem „Triagmos“, daß auch Pythagoras einiges auf Orpheus zurückgeführt (d.h. auf seinen Namen gefälscht) habe.7
5. Dagegen behauptet Epigenes in seiner Schrift über die dem Orpheus zugeschriebenen Gedichte, daß die „Hadesfahrt“ und das „Heilige Wort“ von dem Pythagoreer Kerkops, der „Peplos“ und die „Naturlehre“ von Brontinos verfaßt seien.8
6. Ja sogar dem Terpandros wollen einige ein hohes Alter geben; so berichtet Hellanikos, er habe zur Zeit des Midas gelebt,9 dagegen setzt Phanias den Lesches von Lesbos vor Terpandros an und bestimmt den Terpandros als jünger als Archilochos; Lesches aber habe einen Wettkampf mit Arktinos durchgeführt und dabei den Sieg errungen.10
7. Nach Xanthos von Lydien wurde aber Thasos um die 18. Olympiade (nach Dionysios11 um die 15.) gegründet; daraus ist klar zu ersehen, daß Archilochos erst nach der 20. Olympiade S. a113 bekannt wurde.12 Erwähnt er doch auch den Untergang von Magnesia13 als kurz zuvor geschehen.
8. Simonides wird in die Zeit des Archilochos gesetzt, und Kallinos ist nicht viel älter. Denn Archilochos erwähnt Magnesia als eine zerstörte, Kallinos als eine blühende Stadt.14 Eumelos von Korinth soll älter gewesen sein und gleichzeitig mit Archias, dem Gründer von Korinth, gelebt haben.
Vgl. Kinkel EGF I p. 222.238. ↩
Es ist an den Argnonautenzug zu denken. ↩
Vgl. Hom. Od. 8,43.254. ↩
Vgl. ebd. 1,154. ↩
Vgl. Orpheus A 1b Diels, Vorsokr. 5. Aufl. I 2,15. ↩
Über Zopyros von Herakleia vgl. FHG IV p. 533. ↩
Ion von Chios Fr. 12 FHG II p. 49; Fr. 2 Diels, Vorsokr. 5. Aufl. I 379,9; vgl. Diog. Laert. VIII 8. ↩
Aus der gleichen Quelle wie Clemens 131,1-5 schöpfte Suidas s.v. (xxx) . Zu Kerkops vgl. Diels, Vorsokr. 5. Aufl. I 105,31; zu Brontinos ebd. I 107,10. – Zu 131,1-2 vgl. Tatianus 41. ↩
Hellanikos von Lesbos FGrHist 4 F 85b; vgl. Athen. XIV p. 635 EF. ↩
Phanias Fr. 18 FHG II p. 299; vgl. Kinkel EGF I p. 38. ↩
Dionysios von Halikarnassos FGrHist 251 F 3. ↩
Xanthos Fr. 27 FHG I p. 43. ↩
Gemeint ist Magnesia am Maiandros. ↩
Kallinos Fr. 3; Archilochos Fr. 20 Bergk; vgl. Strabon XIV 40 p. 647. ↩
