XIII.
S. 45 Nach langer Zeit, unter der Regierung des Kaisers Domitian, lösten die Goten, die seine Habsucht fürchteten, das Bündnis, das sie vor langer Zeit mit den andern Fürsten geschlossen hatten, vernichteten Soldaten und Feldherrn am Donauufer, das schon lange der römischen Herrschaft gehörte, und verwüsteten dieses. Damals war in dieser Provinz nach Agrippa Oppius Sabinus Statthalter. Bei den Goten aber war Dorpaneus am Ruder, als sie im Krieg die Römer besiegten, dem Oppius Sabinus das Haupt abschlugen, viele feste Plätze und Städte, die dem Kaiser gehörten, angriffen und brandschatzten. Wegen dieser Not der Seinen eilte Domitian mit seiner ganzen Macht nach Illyrikum, und nachdem er an die Spitze der Soldaten fast des ganzen Reichs den Fuskus nebst andern ausgezeichneten Männern gestellt hatte, überbrückte er die Donau durch nebeneinandergestellte Schiffe und zwang seine Soldaten über diese wie über eine Brücke gegen das Heer des Dorpaneus zu ziehen. Aber jetzt zeigten sich auch die Goten nicht lässig; sie griffen zu den Waffen und besiegten beim ersten Zusammenstoß die Römer; Fuskus wurde getötet, und die Schätze im Lager der Soldaten wurden geplündert; weit und breit siegten sie und nannten ihre Edlen, deren Glück sie ihren Sieg verdankten, nicht mehr einfache Menschen, sondern Ansen, das heißt Halbgötter. Die Stammtafel derselben will ich kurz durchgehen: wo ein jeder herstammt, oder woher er seinen Ursprung leitet, und wo er sein Ende fand. Vernimm nun unbefangen, o Leser, mich, der ich die Wahrheit sage.
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