XXXI.
S. 81 Als dieser die Herrschaft übernommen hatte, kehrte er wieder nach Rom zurück. Was etwa von der ersten Heimsuchung übrig geblieben war, das schor er kahl ab, wie die Heuschrecken. Er beraubte in Italien nicht allein die einzelnen Besitzer ihrer Reichtümer, sondern er nahm auch die des Staates weg, ohne daß der Kaiser Honorius irgendwie vermocht hätte, ihm zu widerstehen. Auch führte er dessen Schwester Placidia, die Tochter des Kaiser Theodosius von seiner zweiten Gemahlin, gefangen aus der Stadt mit sich. Mit dieser jedoch vermählte er sich wegen ihres edlen Geschlechts, ihrer schönen Gestalt und ihrer unbefleckten Keuschheit in richtiger Ehe in Forum Julii, einer Stadt der Aemilia. Durch diese Verbindung sollten zugleich die fremden Völker, wenn sie die Kunde davon vernähmen, wie wenn das Reich mit den Goten vereinigt wäre, wirksamer abgeschreckt werden. Den Kaiser Honorius verließ er, wenn derselbe auch von Macht entblößt war, doch wenigstens als seinen Verwandten voll dankbarer Gesinnung und zog nach Gallien. Als er hier angekommen war, begannen die Nachbarvölker, die ehemals Gallien grausam befehdet hatten, Franken wie Burgundionen, erschreckt sich in ihrem Gebiet zu halten. Denn die obengenannten Wandalen und Alanen saßen mit Erlaubnis der römischen Kaiser in den beiden Pannonien, und gingen, da sie aus Angst vor den Goten auch hier ihre Sicherheit gefährdet glaubten, wenn sie zurückkehren würden, nach Gallien hinüber. Später aber flohen sie auch aus diesem Land, das sie kaum erst besetzt hatten, und schlossen sich in Spanien ein, indem sie sich noch aus den Erzählungen ihrer Ahnen erinnerten, S. 82 welchen Schaden einst der Gotenkönig Geberich ihrem Volk zugefügt, und wie er sie durch seine Tapferkeit aus der Heimat vertrieben hatte. Infolge dieser Umstände also lag Gallien offen da für den heranziehenden Atawulf. Nachdem daher der Gote seine Herrschaft in Gallien befestigt hatte, bekam er Mitleid mit den Spaniern. Er beschloß sie von den Einfällen der Wandalen zu befreien, ließ seine Schätze mit einigen Getreuen und dem nicht kriegsfähigen Volk in Barcilona zurück und betrat das innere Spanien. Hier kämpfte er häufig mit den Wandalen, fiel aber im dritten Jahr seit der Unterwerfung Galliens und Spaniens von der Hand des Ewerwulf, der ihm sein Schwert in die Eingeweide bohrte, weil er dessen Gestalt zu bespötteln pflegte. Nach seinem Tode wurde Segerich zum König eingesetzt; aber auch er wurde durch die Tucke der Seinigen getötet und verlor noch schneller das Leben und die Herrschaft.
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