LIII.
S. 133 Nachdem so der Friede der Goten mit den Römern sichergestellt worden war, sahen die ersteren, daß das, was sie von dem Kaiser erhielten, ihnen nicht ausreiche, und begannen, um zugleich ihre gewohnte Tapferkeit glänzen zu lassen, die Nachbarvölker ringsherum auszuplündern. Zuerst wandten sie gegen die Sadagen, die das innere Pannonien besaßen, ihre Waffen. Als dies der Hunnenkönig Dintzik, ein Sohn Attilas, erfuhr, sammelte er alle, welche - wenn es auch nur wenige waren - noch unter seiner Herrschaft standen, die Ultzinzuren, Angiskiren, Bittuguren, Bartloren, und rückte auf Basiana, eine Stadt in Pannonien, zu, ließ sie mit einem Belagerungswall umgeben und fing an, ihr Gebiet zu brandschatzen. Daraufhin brachen die Goten den Feldzug, den sie gegen die Sadagen hatten unternehmen wollen, auf der Stelle ab, zogen gegen die Hunnen und jagten sie so schmählich aus dem Land hinaus, daß von dieser Zeit an bis auf den heutigen Tag die übriggebliebenen Hunnen sich vor den Waffen der Goten fürchten. Als die Hunnen endlich vor den Goten Ruhe hatten, zog der Suawenherzog Hunimund aus, um Dalmatien zu plündern, und raubte dabei auch die Herden der Goten, die auf den Triften weideten. Suawien ist nämlich Dalmatien benachbart und auch nicht weit von Pannonien entfernt, besonders von dem Teil, wo damals die Goten wohnten. Und nun, um kurz zu sein: als Hunimund mit seinen Suawen nach Verwüstung Dalmatiens heimkehrte, paßte ihm Thiudimir, der Bruder des Gotenkönigs Walamir, den nicht so sehr der Verlust der Herden schmerzte, als er befürchtete, die Suawen möchten, wenn sie ungestraft sich solches erlauben dürften, S. 134 sich noch weitere Frechheiten herausnehmen, scharf beim Übergang auf; in einer stürmischen Nacht, als sie schliefen, griff er sie am See Pelsodis an und brachte sie durch die unerwartete Schlacht in solche Bedrängnis, daß ihr König Hunimund selbst gefangen genommen wurde und sich mit seinem ganzen Heer, so weit es dem Schwert entronnen war, den Goten unterwarf. Da Thiudimir aber ein mitleidiges Herz hatte, schenkte er ihnen Gnade, nachdem er sich gerächt hatte, söhnte sich mit den Suawen aus, nahm den gefangenen Hunimund an Sohnes Statt an und schickte ihn dann mit den Seinigen nach Suawien zurück. Hunimund aber vergaß die väterliche Gunstbezeigung und brachte nach einiger Zeit die lang im Herzen gehegte Arglist zutage. Er hetzte das Volk der Skiren auf, die damals an der Donau saßen und mit den Goten in Frieden lebten, daß sie das Bündnis mit denselben brachen und in Verbindung mit ihm zu den Waffen griffen und gegen die Goten zogen.
Da erhob sich nun den Goten, die sich nichts Schlimmes versahen, besonders da sie auf beide Nachbarn als Freunde fest vertrauten, unverhofft ein Krieg. Notgedrungen nahmen sie zu den Waffen ihre Zuflucht, kämpften den gewohnten Kampf und rächten sich für die ihnen zugefügte Unbill.
Als in dieser Schlacht ihr König Walamir vor der Front vorbeiritt, um die Seinigen anzufeuern, scheute das Pferd, stürzte und warf den Reiter ab, der sogleich von den Speeren der Feinde durchbohrt und getötet wurde.
Die Goten aber heischten sowohl für ihres Königs Tod als für die ihnen angetane Schmach Sühne von den Empörern und kämpften dermaßen, daß von dem Stamm der Skiren fast niemand übrig blieb bis auf wenige, die S. 135 wenigstens noch den Namen erhielten, und auch diese nur mit Schande; so wurde alles mit Stumpf und Stiel zusammengehauen.
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