XX.
S. 60 Da dieser sich allen Ausschweifungen hingab, nahmen Respa, Weduko und Tharwaro, die Anführer der Goten, Schiffe und segelten über den Hellespont nach Asien hinüber. In dieser Provinz verheerten sie viele Städte, steckten auch den berühmten Tempel der Diana in Ephesus, den, wie wir oben erwähnten, die Amazonen gebaut hatten, in Brand. Dann kamen sie nach Bithynien und zerstörten hier Chalcedon, welches später Kornelius Avitus teilweise wieder aufgebaut hat. Auch heute bewahrt dieses, wenn es sich auch der Nachbarschaft der Königstadt erfreut, doch noch einige Zeichen von seiner früheren Zerstörung zur Kunde für die Nachwelt. Mit solchem Glück gleich bei ihrem Eintritt in Asien plünderten und raubten die Goten; hierauf gingen sie wieder zurück über den Hellespont und verwüsteten unterwegs Troja und Ilium, die, als sie sich kaum ein wenig von jenem Krieg Agamemnons erholt hatten, wieder von Feindesschwert zerstört wurden. Nach solchen Verheerungen in Asien bekam Thrazien ihre Wildheit zu fühlen. Hier bemächtigten sie sich der Stadt Anchialos, die am Fuß des Hämus in der Nähe des Meeres gelegen, einst vom Partherkönig Sardanapal gegründet worden war. Sie sollen viele Tage dort geblieben sein und sich der Bäder in dem warmen Wasser erfreut haben, welche am zwölften Milienstein von Anchialos liegen. Diese sprudeln aus der Tiefe des feurigen Quells hervor, und unter den übrigen unzähligen warmen Bädern auf der ganzen Welt sollen sie ganz besonders wirksam sein, die Kranken zu stärken.
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