II.
Jetzt aber will ich kurz, so gut ich kann, die Insel Britannien besprechen, welche in einem Meerbusen zwischen Spanien, Gallien und Germanien gelegen ist. Mag auch einst, wie Livius berichtet, niemand dieselbe umfahren haben, so haben doch viele Gelegenheit gehabt, allerlei Mutmaßungen über ihre Größe zu äußern. Denn Julius Cäsar hat sie, nachdem sie lange den römischen Waffen unzugänglich gewesen, durch Kämpfe, die nur des Ruhmes wegen geführt wurden, erschlossen; von da an war sie offen für den Warenverkehr und auch vielen Leuten zu andern Zwecken. Dem eifrig nachforschenden Zeitalter, das nun folgte, gab sie genauere Kunde von ihrer Lage, und diese wollen wir nun an der Hand von griechischen und lateinischen Gewährsmännem näher betrachten. Die meisten haben sie als einem Dreieck ähnlich bezeichnet, das sich in nordwestlicher Richtung erstreckt und mit einem Winkel, dem größten, den Rheinmündungen gegenüberliegt; von da laufe es, allmählich an Breite abnehmend, schräg rückwärts in zwei andere Winkel aus und liege mit den beiden längeren Seiten Gallien und Germanien gegenüber. Seine Breitenausdehnung S. 22 beträgt da, wo sie am größten ist, an 2510 Stadien; seine Länge soll 7132 Stadien nicht übersteigen. Es sei eine bald mit Dornbüschen, bald mit Waldung bewachsene Ebene; auch erhebe sich das Land zu einigen Bergen. Von träger Flut sei es umgeben, welche nur schwer dem Schlag der Ruder weiche und nicht durch Winde anschwelle, wahrscheinlich weil das Festland wegen seiner Entlegenheit keinen Anlaß zu Meeresbewegungen gibt; denn hier hat das Meer eine größere Ausdehnung als irgendwo sonst. Strabo aber, ein berühmter griechischer Schriftsteller, berichtet, daß, da der Boden von den häufigen Überschwemmungen des Meeres feucht sei, dort so dichte Nebel aufsteigen, daß die Sonne fast den ganzen abscheulichen Tag hindurch verdeckt ist und, auch wenn sie hell scheint, dem Blick entzogen wird. Auch ist, wie der Annalenschreiber Kornelius erzählt, die Nacht nach den entfernteren Gegenden zu heller und sehr kurz. Es birgt sehr viele Metalle in sich, ist reich an allen Kräutern und fruchtbarer an allem dem, was mehr dem Vieh als dem Menschen zur Nahrung dient. Es fließen aber durch das Land hin und wieder viele bedeutende Flüsse, welche Edelsteine und Perlen mit sich führen. Die Siluren haben farbige Gesichter und kommen meist mit schwarzem, krausem Haar auf die Welt; die Bewohner Kaledoniens dagegen haben rötliche Haare und einen hohen, aber nicht stark gebauten Körper; sie sind den Galliern oder Spaniern ähnlich, je nachdem sie den einen oder den andern näher sind. Daher haben einige die Vermutung aufgestellt, daß es von diesen, welche durch die Nachbarschaft angelockt wurden, Bewohner erhalten habe. Alle, Völker und Könige, sind in dem gleichen Zustand der Roheit. Dio, ein sehr berühmter Geschichtschreiber, S. 25 erzählt jedoch, daß sie alle den Namen der Kaledonier und Mäaten angenommen haben. Sie wohnen in Hütten von Strauchwerk, die zugleich die Viehställe sind; oft dient ihnen auch der Wald als Wohnung. Zum Schmuck oder aus irgendeinem andern Grund tätowieren sie sich mit Eisen. Sie führen öfter Krieg miteinander aus Herrschsucht, oder um ihren Besitz zu vermehren, nicht nur zu Pferd und zu Fuß, sondern auch mit Zweigespann und Sichelwagen, welche man gewöhnlich Esseden nennt. Dies wenige von Britannien gesagt zu haben, möge genugen.
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