XXV.
S. 70 Die Wesegoten, das heißt jene andern Genossen derselben und Bewohner des westlichen Landes, aufgeschreckt durch die Furcht ihrer Stammesverwandten, waren unschlüssig, was sie wegen der Hunnen tun sollten. Nach reiflicher Erwägung schickten sie endlich nach gemeinsamem Beschluß Gesandte nach dem Römischen Reich zu Kaiser Valens, dem Bruder Valentinians des Ältern, mit der Bitte, er solle ihnen einen Teil Thraziens oder Mösiens zum Anbau anweisen; dafür würden sie nach seinen Gesetzen leben und sich seiner Herrschaft unterwerfen. Und um mehr Zutrauen zu finden, versprachen sie Christen zu werden, wenn man ihnen nur Lehrer, die ihre Sprache verständen, geben wolle. Als Valens dies erfuhr, stimmte er gleich freudig zu, da er selbst hierum hatte nachsuchen wollen. Er nahm die Geten in Mösien auf und errichtete dort in ihnen sozusagen eine Mauer seines Reiches gegen die übrigen Völker. Weil nun damals Valens von dem treulosen Abfall der Arianer angesteckt war und alle Kirchen unserer Partei geschlossen hatte, so schickte er Anhänger seiner Partei als Prediger zu ihnen. Diese flößten ihnen denn, da ihre Schüler unerfahren waren und nichts verstanden, das Gift des falschen Glaubens ein. So wurden auch die Wesegoten vom Kaiser Valens vielmehr zu Arianen als zu Christen gemacht. Später brachten diese den Ostrogoten und den Gepiden, ihren Verwandten, aus Liebe das Evangelium und lehrten sie die Verehrung dieser Irrlehre. So luden sie das ganze Volk dieser Sprache zur Annahme dieses falschen Glaubens ein. Sie selbst gingen, wie gesagt, über die Donau und ließen sich in Uferdazien, Mösien und den thrazischen Provinzen mit des Kaisers Erlaubnis nieder.
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