LV.
S. 138 Nach einiger Zeit, als die Winterkälte bevorstand, und die Donau, wie gewöhnlich, fest zugefroren war - denn dieser Fluß gefriert so fest, daß er, hart wie Stein, ein ganzes Heer zu Fuß trägt und Wagen und Schlitten und alle möglichen Fuhrwerke, so daß man der Kähne nicht bedarf - da führte der Gotenkönig Thiudimir, als er sie so zugefroren sah, sein Heer zu Fuß darüber und erschien unerwartet im Rücken der Suawen. Jenes Land der Suawen hat nämlich im Osten die Baiwaren, im Westen die Franken, im Süden die Burgundzonen, im Norden die Thüringer zu Nachbarn. Mit diesen Suawen waren damals auch die Alamannen verbunden, die ganz auf den Gipfeln der Alpen wohnten, von wo einige Flüsse, mit großem Getöse herabstürzend, der Donau zuströmen. Hierher an einen hochgeschützten Ort führte der König Thiudimir zur Winterszeit das Heer der Goten und besiegte Suawen und Alamannen, die miteinander verbündet waren, verheerte ihr Land und unterwarf sie nahezu. Von hier kehrte er siegreich in seine Heimat nach Pannonien zurück und empfing mit großer Freude seinen Sohn Theodorich, den er als Geisel nach Konstantinopel gegeben hatte, und der nun reichbeschenkt vom Kaiser Leo zurückgeschickt worden war. Dieser Theodorich, der schon das Knabenalter zurückgelegt hatte und in das des Jünglings eingetreten war - er zählte 18 Jahre -, nahm zuverlässige Gefährten seines Vaters, Anhänger aus dem Volk und Gefolgschaftsmannen zu sich, gegen 6000 Mann, mit denen er ohne Wissen des Vaters über die Donau ging. Hier fiel er über Babai, den König der Sarmaten her, der damals über Kamundus, den Anführer der S. 139 Römer, einen Sieg davongetragen hatte und aufgebläht von Hochmut in seinem Land regierte, und tötete ihn beim Überfall, brandschatzte seine Familie, nahm sein Vermögen und kehrte mit dem Sieg zum Vater zurück. Darauf nahm er die Stadt Singidunum, welche die Sarmaten selbst besetzt hatten, gab sie aber nicht den Römern zurück, sondern schlug sie zu seinem Reich.
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