LVIII.
S. 146 Bevor er mit der Audefleda Nachkommenschaft erzielte, bekam er von einer Beischläferin zwei natürliche Töchter, die er noch in Mösien erzeugt hatte, eine mit Namen Thiudigoto, die andere Ostrogoto. Diese verheiratete er, als er nach Italien gekommen war, an benachbarte Könige, die eine an Alarich (II) , den König der Wesegoten, die andere an Sigismund, den Burgundzonenkönig. Alarichs Sohn war Amalarich. Als diesen, der schon als Knabe beide Eltern verlor, sein Großvater Theodorich mit vieler Sorgfalt aufzog, erfuhr er, daß der junge Eutharich, der Sohn des Weterich, Enkel des Beremud und Urenkel des Thorismund, aus dem Geschlecht der Amaler, in Spanien sich aufhalte; er sei in jugendlichem Alter herrlich an Weisheit, Tapferkeit und von untadeliger Gestalt. Er ließ ihn daher zu sich kommen und gab ihm seine Tochter Amalaswintha in die Ehe. Und um sein Geschlecht noch mehr auszubreiten, schickte er seine Schwester Amalafrida, die Mutter des nachmaligen Königs Theodahad, nach Afrika als Gemahlin für den Wandalenkönig Thrasamund; ihre Tochter, seine Nichte Amalaberga, verband er mit dem Thüringerkönig Hermenefrid.
Seinen Grafen Pitzamus, den er unter die Ersten in seiner Umgebung erhoben hatte, schickte er ab, um sich der Stadt Sirmium zu bemächtigen. Pitzamus vertrieb auch den dortigen König Trasarich, den Sohn Trapstilas, und besetzte die Stadt, indem er dessen Mutter bei sich behielt. Hierauf kam er gegen Savinianus, den Heermeister in Illyrikum, der damals mit Mundo im Streit lag, bei der Stadt Margoplanum, die zwischen der Donau und dem Margus liegt, mit 2000 Mann zu Fuß und 500 Mann S. 147 zu Pferd dem Mundo zu Hilfe und schlug das illyrische Heer.
Dieser Mundo nämlich, aus Attilas Stamm, war vor den Gepiden geflohen und schweifte jenseits der Donau in unbebauten und unbewohnten Gegenden umher.
Mit Hilfe von allenthalben zusammengerafften Strauchdieben, Räubern und Mördern besetzte er einen Turm, der Herta heißt, am Donauufer und hatte sich hier, wo er ein rohes Leben von der Beraubung der Umgegend führte, zum König über seine Wegelagerer gemacht.
Diesem also, der schon in einer verzweifelten Lage war und daran dachte, sich zu ergeben, kam Petza zu Hilfe, rettete ihn aus den Händen Savinians und brachte ihn dazu, daß er sich zum Dank dem König Theodorich unterwarf.
Nicht weniger hohen Siegesruhm erwarb er mit der Besiegung der Franken durch seinen Grafen Ibbas in Gallien, da mehr als 30000 Franken im Kampf erschlagen wurden.
Auch setzte er seinen Waffenträger Thiudis nach dem Tod seines Schwiegersohnes Alarich zum Beschützer seines Enkels Amalarich im spanischen Reich ein.
Dieser Amalarich verlor schon als Jüngling, [551] von der Hinterlist der Franken umstrickt, Reich und Leben.
Nach ihm ergriff sein Vormund Thiudis die Zügel des Reiches, wusch von Spanien die ihm hinterlistig von den Franken zugefügte Schmach ab und beherrschte die Wesegoten, so lange er lebte.
Thiudigisglosa, der nach ihm das Reich bekam, [548] fand nach nicht langer Herrschaft, von den Seinigen ermordet, sein Ende.
[549] Ihm folgte Agil nach, der bis jetzt das Reich inne hat.
S. 148 Gegen ihn erhob sich Athanagild und brachte die Macht des Römischen Reiches [550] gegen ihn in Bewegung; denn damals wurde der Patrizius Liberius mit einem Heer dorthin geschickt.
Im ganzen Abendland gab es kein Volk, das nicht dem Theodorich, so lange er lebte, in Freundschaft oder in Untertänigkeit gedient hätte.
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