XLIII.
S. 110 Nachdem also Attila in sein Land zurückgekehrt war, reute ihn so zu sagen die Ruhe, und da er es unerträglich fand, vom Krieg zu feiern, schickte er Gesandte an Marcian, den Kaiser des Ostens, und drohte ihm Verwüstung seiner Länder, weil er den einst von Theodosius ihm, dem Attila, versprochenen Tribut nicht zahle und sich weniger höflich zeige, als er es sogar von seinen Feinden gewohnt sei. Doch während er dieses betrieb, wandte er als ein durchtriebener und verschlagener Mensch auf der einen Seite drohend, nach der andern seine Waffen und kehrte sein Antlitz gegen die Wesegoten, den noch allein übrigen Gegenstand seines Unwillens. Aber hier hatte er nicht denselben Erfolg, wie bei den Römern. Er beschloß, auf andern Straßen als früher zurückzukehren und einen Teil der Alanen, der jenseits des Ligeris saß, sich zu unterwerfen, um dann, nachdem der Krieg durch diese ein anderes Aussehen bekommen hätte, um so furchtbarer dastehen zu können. So zog denn Attila aus Dazien und Pannonien, wo damals die Hunnen mit verschiedenen andern unterworfenen Stämmen wohnten, fort und führte seinen Heerbann gegen die Alanen. Aber Thorismund, der Wesegotenkönig, der ebenso schlau, wie Attila, diese seine Hinterlist durchschaute, kam ihm in gewohnter Schnelligkeit bei den Alanen zuvor und trat schlagfertig den Bewegungen des schon nahen Attila entgegen. Als es dann zum Kampf kam, der fast den gleichen Verlauf nahm wie der in der Katalaunischen Ebene, da vereitelte er seine Siegeshoffnung, verjagte ihn aus seinem Land, schickte ihn ohne Triumph heim und nötigte ihn zur Flucht in seine Heimat. So mußte der berühmte Attila, S. 111 der Herr so vieler Siege, da er die Schmach einer Niederlage von sich zu wälzen und die Schande, welche er von den Wesegoten hatte ertragen müssen, zu tilgen suchte, zum zweitenmal dasselbe davontragen und zog ruhmlos zurück. Thorismund dagegen begab sich nach Abweisung der hunnischen Scharen von den Alanen ohne irgendwelche Verluste im Heer der Seinigen nach Tolosa. Da erkrankte er, nachdem er Ruhe und Frieden geschaffen, im dritten Jahr seiner Herrschaft; und während er sich zur Ader ließ, wurde er von einem ihm feindlich gesinnten Klienten Askalk, der ihm zugleich ankündete, daß seine Waffen entfernt seien, getötet. Aber mit der einen Hand, die er frei hatte, rächte er noch sein Blut und schlug mehrere seiner Feinde mit einem Schemel tot.
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