XXIII.
S. 64 Als der Gotenkönig Geberich aus diesem Leben geschieden war, folgte einige Zeit nachher Hermanarich, der berühmteste unter den Amalern, in der Regierung nach, der viele kriegstüchtige Völker des Nordens bezwang und nach seinen Gesetzen zu leben nötigte. Nicht mit Unrecht haben ihn einige unter den früheren mit Alexander dem Großen verglichen. Denn er hatte seinem Szepter unterworfen die Golthescytha, die Thiuden, die lnaunxer, die Wasinabronken, Merens, Mordens, lmniskaren, Rogas, Tadzans, Athaul, Navego, Bubegenas und Koldas. Als er aber berühmt war durch die Unterwerfung so vieler, duldete er es nicht anders, als daß er auch von dem Volk der Heruler, deren Führer Halarich war, nachdem er es größtenteils vernichtet hatte, den Rest seiner Botmäßigkeit unterwarf. Dieses Volk, das, wie der Geschichtschreiber Ablavius berichtet, von seinem Wohnsitz in den morastigen Ebenen längst des Mäotischen Sumpfes, welche die Griechen ele nennen, seinen Namen Helurer bekam, ist wegen seiner Behendigkeit gar übermütig. Es gab nämlich damals kein Volk, das nicht aus ihnen die Leichtbewaffneten für sein Heer ausgewählt hätte. Aber wenn auch ihre Schnelligkeit ihnen in anderen Kriegen häufig Rettung brachte -, der Festigkeit und Langsamkeit der Goten unterlag sie, und das Schicksal wollte es, daß auch sie zu den übrigen Völkern dem Gotenkönig Hermanarich dienten. Nach der Besiegung der Heruler rückte der nämliche Hermanarich gegen die Veneter, die, wenngleich man sie als Krieger verachtete, doch, durch ihre Zahl stark, anfangs Widerstand zu leisten versuchten. Aber nichts vermag die Menge der Feigen, besonders wenn Gott es S. 65 zugibt, und ein zahlreiches Heer gegen sie anrückt. Diese, die, wie wir am Anfang unserer Darstellung, das heißt im Völkerverzeichnis, auseinandergesetzt haben, von einem Stamm entsproßten, haben jetzt drei Namen: Veneter, Anten und Sklawenen. Sie wüten jetzt überall wegen unserer Sünden; damals jedoch dienten sie alle dem Hermanarich. Ebenso unterwarf er auch das Volk der Ästen, die weithin die Küsten des germanischen Ozeans bewohnen; durch Klugheit und Tapferkeit, und herrschte über alle Völker Scythiens und Germaniens, wie über seine eigenen Untertanen.
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