XV.
S. 48 Von Ihnen haben wir schon erwähnt, daß sie über die Donau gingen und eine Zeitlang in Mösien und Thrazien lebten. Aus ihren Resten stammte auch Maximinus, Kaiser nach Alexander, dem Sohn der Mammäa. Denn, wie Symmachus im fünften Buch seiner Geschichte sagt, als der Kaiser Alexander gestorben war, wurde vom Heer Maximinus zum Kaiser gemacht, ein Mann von sehr niederer Abkunft aus Thrazien; sein Vater war ein Gote namens Mikka, seine Mutter eine Alanin, die Ababa hieß. Er regierte drei Jahre lang; als er aber gegen die Christen seine Waffen richtete, verlor er zugleich Herrschaft und Leben. Er kam unter der Regierung des Kaisers Severus, gerade als dieser den Geburtstag seines Sohnes feierte, nach seinem Knabenalter und einem Leben unter den Bauern von der Viehweide zum Kriegsdienst. Der Fürst nämlich hatte gerade Soldatenspiele gegeben. Als dies Maximinus sah, bat er, wiewohl er ein junger Halbbarbar war, den Kaiser in seiner Muttersprache, er möge es ihm verstatten, mit erprobten Soldaten um den ausgesetzten Preis zu ringen. Severus, der seine hohe Gestalt sehr bewunderte - er war, wie man erzählt, mehr als 8 Fuß hoch - befahl ihm aus Besorgnis, seinen Kriegern möchte von dem ungeschlachten Marin ein Leid zugefügt werden, mit Troßknechten sich im Ringkampf zu versuchen. Da warf Maximin sechzehn Troßknechte mit großem Glück zu Boden, ohne sich nach Besiegung der einzelnen zum Erholen Ruhe zu gönnen. Nachdem er diese Preise erhalten, wurde er auf Befehl des Kaisers zum Kriegsdienst genommen und diente zuerst zu Pferd. Drei Tage darauf, als der Kaiser auf den Exerzierplatz ritt, sah er ihn S. 49 ausgelassen nach Barbarenart und befahl dem Tribunen, ihn streng zu halten und an die römische Kriegszucht zu gewöhnen. Sobald aber Maximin merkte, daß der Fürst von ihm sprach, ging er auf ihn zu und begann zu Fuß ihm, dem reitenden, vorauszugehen. Da spornte der Kaiser sein Pferd zu ausdauerndem Laufe und verfolgte ihn in vielen Kreisen reitend hierhin und dorthin in allerlei Krümmungen, bis er müde ward; hierauf sprach er zu jenem: „Willst du vielleicht, mein Thraker, nach dem Lauf noch ringen?“ Und er antwortete: „So viel dir beliebt, mein Kaiser“. Hierauf sprang Severus vom Pferd und befahl, daß noch ganz frische Soldaten mit ihm kämpften. Er aber warf sieben der stärksten Männer zu Boden, ohne dazwischen auszuschnaufen, und wurde allein vom Kaiser mit silbernen Ehrenzeichen und einer goldenen Halskette belohnt. Dann wurde er auf des Kaisers Befehl in die kaiserliche Leibwache eingereiht. Später wurde er unter Antoninus Karakalla Zugführer, erwarb sich durch häufige Heldentaten immer größern Ruhm und trug als Preis für seine Tapferkeit nach mehreren Offiziersstellen auch den Zenturiat davon. Als jedoch spä-ter Makrinus auf den Thron kam, entsagte er dem Kriegsdienst fast drei Jahre lang; und obwohl er den Rang eines Tribunen hatte, ließ er sich doch nie vor Makrin sehen, da .er eine solche Herrschaft für nichtswürdig hielt, die durch Freveltaten erlangt worden war. Zu Heliogabal, als dem Sohn des Antoninus, kehrte er darauf zurück und übernahm seine Tribunenstelle; später kämpfte er unter Alexander, dem Sohn der Mammäa, mit wunderbarem Erfolg gegen die Parther. Als dieser bei einem Soldatenaufstand in Mainz ermordet worden war, wurde er selbst ohne Beschluß des Senats durch die Wahl des Heeres S. 50 Kaiser, als welcher er alles Gute, was er getan, durch seine Christenverfolgung schmählich in den Staub zog. Als er bei Aquileja von Puppio ermordet worden war, hinterließ er das Reich dem Philippus. Wir aber haben deshalb diesen Bericht aus der Geschichte des Symmachus für unser Werkchen entnommen, um zu zeigen, daß das Volk, von dem wir handeln, bis zur Höhe eines römischen Herrschers gestiegen ist. Übrigens erfordert unser Gegenstand, daß wir zu unserm Ausgangspunkt zurückkehren.
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