XVIII.
S. 56 Nach seinem Tod teilte Kniwa das Heer in zwei Teile; die einen schickte er ab, um Mösien zu verwüsten, da er wußte, daß es durch die Nachlässigkeit seiner Herrscher von Verteidigern entblößt sei. Er selbst zog mit 70000 Mann nach Euscia, das ist Novä, hinauf. Hier durch den Feldherrn Gallus zurückgewiesen, rückte er nach Nikopolis, einer wohlbekannten Stadt am Jatrusfluß; diese hat Trajan nach Besiegung der Sarmaten erbaut und sie die Siegesstadt genannt. Als hier unvermutet der Kaiser Decius ankam, zog sich Kniwa endlich zurück in die Gebirge des Hämus, die nicht fern davon waren; von hier eilte er, nachdem er die erforderlichen Gerätschaften besorgt hatte, nach Philippopel. Als der Kaiser Decius seinen Abzug erfuhr, zog er, da er seiner Stadt zu Hilfe kommen wollte, über das Hämusgebirge und kam nach Beroa. Während er hier die Rosse und sein müdes Heer ausruhen ließ, fiel plötzlich Kniwa mit seinen Goten wie der Blitz über sie her, und nachdem er das römische Heer geschlagen hatte, jagte er den Kaiser mit den wenigen, die entkommen konnten, wieder Euscia zu über die Alpen nach Mösien, wo damals Gallus als Grenzhüter mit einer großen Kriegsmacht weilte; er sammelte hierauf von hier wie von Uskus sein Heer und rüstete sich für einen kommenden Kampf. Kniwa aber eroberte nach langer Belagerung Philippopel, bemächtigte sich der Beute und verbündete sich mit dem Befehlshaber Priskus, der drinnen war, um mit ihm gegen Decius zu kämpfen. Als es zum Kampf kam, durchbohrten sie gleich des Decius Sohn mit einem Pfeil und bereiteten ihm so einen grausamen Tod. Als dies der Vater bemerkte, soll er, um den Mut seiner S. 57 Leute zu heben, gesagt haben: ,,Keiner trauere hierum; der Verlust eines einzelnen Soldaten ist kein Verlust für den Staat!“ Gleichwohl drang er, da er es in seinem Vatergefühl nicht ertragen konnte, auf die Feinde ein, um entweder zu sterben, oder seinen Sohn zu rächen; und als er nach Abrittus, einer Stadt Mösiens kam, wurde er von den Goten umzingelt und getötet und machte so seiner Herrschaft und seinem Leben ein Ende. Dieser Platz heißt noch heute der Altar des Decius, weil er dort vor der Schlacht den Götzen sonderbare Opfer dargebracht hatte.
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