XXXIV.
S. 89 Kurz, nachdem, um zu wiederholen was wir oben gesagt haben, Wallia, der gar wenig Glück gegen die Gallier gehabt hatte, gestorben war, folgte der heilbringende und glückliche Theodorid in der Herrschaft nach, ein Mann von sehr großer Mäßigung und ungemeiner Tüchtigkeit des Körpers und des Geistes. Mit ihm brachen unter dem Konsulat des Theodosius und Festus [459] die Römer den Frieden, verbanden sich mit hunnischen Hilfstruppen und rückten in Gallien ein. Es hatte sie nämlich eine Schar verbündeter Goten aufgescheucht, welche unter dem Komes Gaina Konstantinopel verwüstet hatten. Damals befehligte die Soldaten der Patrizius Aetius, der aus dem tapferm Volk der Mösier stammte und in der Stadt Dorostorum als Sohn des Gaudentius geboren war. Er war abgehärtet gegen die Mühsal des Kriegs und für den römischen Staat ganz besonders dazu geboren, den Übermut der Suawen und die Roheit der Franken durch große Niederlagen in die Untertänigkeit des Römischen Reiches zu bringen. Auch hunnische Hilfstruppen unter der Führung des Litorius bot der Römer gegen die Goten auf, und nachdem lange Zeit beide Teile ihre Heere gegeneinander aufgestellt hatten, gaben sie sich, da keiner schwächer und beide tapfer waren, die Rechte und kamen wieder in die alte Eintracht. Von beiden Seiten wurde das Bündnis befestigt und treuer Friede gewährleistet; dann gingen beide wieder heim. Nach diesem Frieden war Attila, der Herr der Hunnen und der alleinige Beherrscher fast aller Völker Scythiens, weithin berühmt bei allen Völkern. Der Geschichtschreiber Priskus, der mit einer Gesandtschaft Theodosius' des Jüngern an ihn geschickt war, berichtet S. 90 unter anderm mit folgendem Wortlaut: „Wir gingen über gewaltige Ströme, Tisia, Tibisia und Drikka, und kamen an den Ort, wo vor langer Zeit Widigoia, der Goten Tapferster, der Tücke der Sarmaten unterlegen war. Von hier war es nicht mehr weit bis zu der Ortschaft, in welcher der König Attila seine Wohnung hatte, eine Ortschaft, sage ich, gleich einer sehr großen Stadt, wo wir hölzene Gemächer aus glänzenden Brettern gefertigt fanden, von deren Gefüge man uns vorlog, es sei so fest, daß die Verbindung des Getäfels kaum zu bemerken sei, auch wenn man sehr scharf zusehe. Da konnte man auch Speisezimmer sehen von sehr großem Umfang, und Säulenhallen in schöner Anordnung. Der Hofraum des Gehöftes aber erstreckte sich zu so weitem Umfang, daß schon seine Ausdehnung den königlichen Palast kenntlich machte“. Dies war der Wohnsitz des Königs Attila, der das ganze Barbarenland beherrschte, solche Wohnungen zog er den eroberten Städten vor.
