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Aber diese Schriftsteller, die sich in solcher Weise über das höchste Gut ausgesprochen haben, S. 530 steigen zum Piräus hinab, um der Artemis göttliche Verehrung zu erweisen und die von ungebildeten Leuten veranstaltete Festfeier zu sehen. Und nachdem sie so bedeutende philosophische Gedanken über die Seele vorgebracht und ihre Glückseligkeit nach einem tugendhaften Leben geschildert haben, geben sie diese hohen Wahrheiten, die ihnen „Gott offenbart hat“1 wieder preis und denken an niedrige und kleinliche Dinge, indem sie „dem Asklepios einen Hahn opfern“. Und obwohl sie sich „das unsichtbare Wesen“ Gottes und die Urbilder der Dinge „seit der Erschaffung der Welt“ und der sichtbaren Dinge, von denen sie sich zu den geistigen erheben, vorgestellt haben und von Gottes „ewiger Macht und Göttlichkeit“ eine recht würdige Kenntnis besitzen, so „sind sie“ doch nichtsdestoweniger „eitel in ihren Gedanken geworden“, und „unverständig“ schwebt „ihr Herz“ in Finsternis und Unkenntnis über den Dienst des Göttlichen2 . Und Leute, die sich auf ihre Weisheit und Gottesgelehrtheit viel zugute tun, kann man „das Abbild der Gestalt eines vergänglichen Menschen“ anbeten sehen, um ihm, wie sie sagen, Ehre zu erweisen; ja man kann sie zuweilen sich so weit erniedrigen sehen, dass sie mit den Ägyptiern „die Vögel oder vierfüßigen oder kriechenden Tiere“3 anbeten. Mögen nun aber auch einige dem Anschein nach darüber hinausgekommen sein, so wird man doch finden, dass sie „die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauscht haben“ und „dem Geschöpfe statt dem Schöpfer“4 Verehrung darbringen und dienen. Da also die Weisen und Gelehrten unter den Griechen sich über die rechte Gottesverehrung im Irrtum befinden, so „hat Gott auserwählt, was vor der Welt töricht ist, um die Weisen zu beschämen, und das Unedle und S. 531 das Schwache und das Verachtete und das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zunichte zu machen“, und dies in Wahrheit deshalb, „damit allem Fleische der Ruhm benommen sei vor Gott“5 .
Zunächst aber haben „weise Männer“ von uns, Moses, der älteste unter ihnen, und die Propheten, die nach ihm kamen, „in der Erkenntnis, dass das höchste Gut durchaus nicht mit Worten ausgesprochen werden könne“, zwar aufgeschrieben, dass Gott, der sich den Würdigen und Tüchtigen offenbare, zum Beispiel dem Abraham oder dem Isaak oder dem Jakob erschienen sei6 ; aber in welcher Wesenheit und woher und in welcher Weise, und ob in einer uns bekannten Gestalt er sich offenbart habe, das haben sie denjenigen zu untersuchen überlassen, die sich jenen Männern, von denen Gott gesehen worden ist - gesehen nicht von ihren leiblichen Augen, sondern von ihrem „reinen Herzen“ -, als ähnlich zu erweisen vermögen; denn nach dem Wort unseres Jesus sind „selig, die rein im Herzen und, denn sie werden Gott schauen“7 .
