17.
Im folgenden will Celsus das, was bei uns über das Reich Gottes geschrieben steht, herabsetzen. Er teilt indessen nichts davon mit, als ob diese Stellen nicht verdienten, von ihm angeführt zu werden, vielleicht auch, weil er sie nicht einmal kannte. Dagegen führt er Aussprüche Platos aus dessen Briefen und aus dem Phädrus an, als wären sie „ unter göttlicher Eingebung geschrieben, “ während dies bei unseren heiligen Schriften nicht der Fall sei. Wir wollen nun1 einige Stellen anführen, um sie mit dem zu vergleichen, was von Plato recht überzeugend gesagt worden ist, ohne dass freilich hierdurch der Philosoph veranlaßt worden wäre, in einer ihm angemessenen Weise die Frömmigkeit gegenüber dem Schöpfer des Alls zu pflegen. Diese hätte er nicht mit dem entstellen und beflecken dürfen, was wir als Götzendienst bezeichnen, und was die große Menge, wenn sie sich des Namens bedient, Aberglauben nennt.
Nach einer den Hebräern eigentümliche Redeweise wird also im siebenzehnten Psalm über Gott gesagt: „Er machte Finsternis zu seinem Versteck“2 . Diese Worte sollen andeuten, dass dunkel und unerkennbar ist, was nach Würdigkeit über Gott gedacht werden könnte, da er sich gleichsam in Dunkel hüllt für diejenigen, welche den Glanz seiner Erkenntnis nicht ertragen und ihn nicht schauen können, sei es, weil ihr Geist, gebunden an den menschlichen „Leib der Erniedrigung“3 , befleckt ist, oder sei es, dass er keine ausreichende Fähigkeit, Gott zu erkennen, besitzt. Um nun anzudeuten, S. 550 wie selten die Erkenntnis Gottes zu den Menschen dringt, und wie nur ganz wenige es sind, bei denen sie sich findet, wird von Moses berichtet, dass er „in das Dunkel, wo Gott war“4 , hineingegangen sei. Und an einer anderen Stelle heißt es von Moses: „Moses allein soll Gott nahen, die andern aber sollen5 nicht nahen“6 . Und wieder sagt der Prophet, um die Tiefe der Lehren über Gott darzulegen, die unfaßbar ist für diejenigen, welche nicht den alles erforschenden, auch die Tiefen Gottes erforschenden Geist„7 besitzen: “Der Abgrund ist, wie ein Mantel, sein Kleid"8 .
Aber auch unser Heiland und Herr, das Wort Gottes, legt die Erhabenheit der Erkenntnis des Vaters dar, dass sie nämlich nach Würdigkeit vor allem von ihm selbst erfaßt und erkannt wird, zweitens aber von den Menschen, deren Geist von dem Worte selbst und von Gott erleuchtet werde; er tut es in den Worten: „Niemand erkennt den Sohn außer der Vater, und auch den Vater erkennt niemand außer der Sohn, und wem es der Sohn offenbart“9 . Niemand in der Tat kann den Unerschaffenen und „Erstgeborenen“ aller geschaffenen Natur10 nach Würdigkeit so erkennen, wie der Vater, der ihn gezeugt hat, und niemand den Vater, wie das lebendige Wort, welches die Weisheit und Wahrheit des Vaters ist11 . Dieses nimmt „die Finsternis“ weg, die der Vater nach dem Ausdruck der Schrift „zu seinem Versteck machte“12 , und entfernt „den Abgrund“, der als "sein Kleid bezeichnet wird13 , und enthüllt so den Vater für die Erkenntnis eines jeden, der durch seinen Anteil an dem Worte fähig ist, ihn zu erkennen.
