76.
S. 632 Gesetzt aber, er habe die Prophezeiung nicht gelesen, oder er habe sie wohl gelesen, sei aber durch ihre falschen Ausleger verführt worden zu glauben, dass sie sich nicht auf Jesus Christus bezöge: was wird er dann über das Evangelium zu sagen haben, in dem wir lesen, dass "Jesus auf einen hohen Berg" hinaufstieg und dort "vor seinen Jüngern verwandelt wurde" und in Herrlichkeit sich sehen ließ1 , damals, als auch "Moses und Elias in Herrlichkeit erschienen und von seinem Ausgang sprachen, den er zu Jerusalem erfüllen sollte?"2 Oder wenn ein Prophet sagt: Wir sahen ihn, und er hatte nicht Gestalt noch Schönheit"3 usw., da nimmt auch Celsus an, dass diese Weissagung auf Jesus zu beziehen sei - indem er sie gelten läßt, ist er mit Blindheit geschlagen; es entgeht ihm nämlich, dass es ein starker Beweis dafür ist, dass Jesus, der keine "Gestalt" zu haben schien, der Sohn Gottes war, da viele Jahre vor seiner Geburt eine Weissagung dies von seiner äußeren Erscheinung vorausverkündet hatte -; wenn aber ein anderer Prophet von seiner "Jugendkraft und Schönheit" spricht4 , so will unser Gegner mit einer solchen Weissagung nicht mehr Jesus Christus gemeint wissen. Wäre es deutlich den Evangelien zu entnehmen, dass Jesus "nicht Gestalt hatte noch Schönheit", sondern dass "seine Gestalt ungeehrt war, verschwindend gegenüber den Menschenkindern"5 , so könnte man sagen, nicht mit Bezug auf die Weissagung eines Propheten, sondern veranlaßt durch die Angabe des Evangeliums habe Celsus diese Äußerungen getan. Nun berichten aber weder die Evangelien noch auch die Apostel, dass "er nicht Gestalt hatte noch Schönheit", es ist also klar, dass Celsus zu der Annahme gezwungen wird, die Weissagung des Propheten habe sich in Christus erfüllt; diese Annahme läßt nicht zu, dass seine gegen Jesus gerichteten Anklagen fernerhin noch wirksam sind.
