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Wir wollen nun in Kürze betrachten, was nach den heiligen Schriften über das Gute und Böse zu urteilen ist, und was wir auf die Worte zu sagen haben: " Wie konnte denn Gott Böses schaffen? Wie kann er unfähig sein zu überreden und zurechtzuweisen?" "Das Gute" im eigentlichen Sinne sind nun nach den heiligen Schriften die Tugenden und die ihnen entsprechenden Handlungen, sowie "das Böse" im eigentlichen Sinne das Gegenteil hiervon ist. Wir wollen uns für jetzt mit den Worten vom dreiunddreißigsten Psalm begnügen, die dies so darstellen: "Die den Herrn suchen, werden keines Gutes ermangeln. Kommet, ihr Kinder, hört auf mich! Die Furcht des Herrn will ich euch lehren. Wer ist der Mensch, der das Leben wünscht und gern gute Tage sehen möchte? Bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden! Weiche vom Bösen und tue das Gute!"1 beziehen sich nicht auf das, was für den Leib gut oder böse ist, so wie es bei manchen bezeichnet wird, sie beziehen sich überhaupt nicht auf äußerliche Dinge, sondern auf das, was für S. 603 die Seele gut oder böse ist. Denn wer "von dem so verstandenen Bösen weicht", und solche gute Werke vollbringt, in dem Wunsche, das wahre Leben zu erlangen, wird es wohl erhalten", [und] "wer gern gute Tage sehen möchte"2 , deren Sonne "das Wort der Gerechtigkeit" ist3 , wird sie wohl schauen, indem ihm Gott "von dieser gegenwärtigen bösen Welt"4 und von jenen bösen Tagen befreit, von denen Paulus gesagt hat: "den Augenblick auskaufend, weil die Tage böse sind"5 .
