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Wir wollen aber auch den folgenden Abschnitt bei Celsus betrachten, wo er gleichsam jemand redend einführt, der nach dem Anhören der besprochenen Worte folgende Fragen stellt: „ Wie soll ich also Gott erkennen? Und wie den Weg erfahren? Und wie willst du mir Gott zeigen? Denn jetzt wirfst du mir ja Finsternis vor die Augen, und ich sehe nichts Deutliches.“ Dann gibt er gleichsam auf diese bekümmerten Fragen Antwort und glaubt die Ursache nennen zu können, warum auf die Augen des Sprechers der vorher erwähnten Worte Finsternis gebreitet ist; er sagt: „Wenn man diese aus der Finsternis zum hellen Licht herausführte, so würden sie, da sie den Strahlenglanz nicht aushalten könnten, an ihrem Gesichte gestraft und geschädigt und glaubten, geblendet zu werden.“ Hierauf wollen wir erwidern, dass alle diejenigen „in Finsternis sitzen“1 und in ihr ruhen, die ihre Augen auf die schlechten Künste der Maler und Bildner und Bildhauer richten, die nicht aufwärts schauen und ihren Geist nicht von all den sichtbaren und sinnlich wahrnehmbaren Dingen wegwenden und zu dem Schöpfer des Weltalls S. 619 erheben wollen, welcher „das Licht“ ist; dass dagegen jeder „im Lichte“ verweilt, der „dem Strahlenglanze“ des Wortes gefolgt ist, das ihm zeigt, mit welcher großen Unwissenheit und Gottlosigkeit und Unkenntnis des göttlichen Wesens diese Bilder von ihm an Stelle Gottes angebetet wurden, und das den Geist desjenigen, der gerettet werden will, zu dem ungewordenen und allmächtigen Gott hinführt. Denn „das Volk, das in Finsternis saß“, die Heiden nämlich, „erblickte ein großes Licht, und denen, die im Land und Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen“2 , der Gott Jesus.
Es wird also kein Christ dem Celsus oder irgendeinem anderen Ankläger der göttlichen Lehre Antwort geben und sagen: „ Wie soll ich Gott erkennen?“ Denn ein jeder Christ hat nach Möglichkeit Gott erkannt. Und keiner fragt: „Wie soll ich den Weg erfahren, der zu ihm führt?“ Denn er hat die Worte vernommen: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“3 und bei dem Wandeln4 den Nutzen gekostet, der daraus entspringt. Und kein Christ dürfte wohl den Celsus fragen: „Wie willst du mir Gott zeigen?“
