13.
Danach also gibt es eine gewisse göttliche und eine menschliche Weisheit. Und die menschliche ist die nach unserem Ausdruck „Weisheit der Welt“ genannt, die „Torheit bei Gott“ ist1 ; die göttliche aber, die eine andere ist als die menschliche, wird, wenn sie wirklich göttlich ist, durch die Gnade Gottes erworben, der sie den Menschen schenkt, die sich zu ihrer Aufnahme vorbereiten, besonders aber denjenigen, die den Unterschied der einen Weisheit von der andern kennen und deshalb in ihren Gebeten zu Gott also sprechen: „Denn wenn gleich einer unter den Menschen vollkommen wäre, so wird er doch, wenn ihm die von dir ausgehende Weisheit fehlt, für nichts geachtet werden“2 . Eine Ringschule der Seele nennen wir die menschliche Weisheit, ein Ziel aber die göttliche, die auch „als feste Nahrung“ der Seele von dem bezeichnet wird, der sagt: S. 544 „Für Vollkommene aber ist die feste Nahrung, für diejenigen, deren Sinne durch ihr Verhalten geübt sind Gutes und Böses zu unterscheiden“3
Diese Meinung ist in Wahrheit sehr alt, nicht aber wie Celsus meint, „da ihr Ursprung auf Heraklit und Plato zurückgeführt wird.“ Denn noch vor diesen haben die Propheten die beiden Arten von Weisheit unterschieden. Es genügt für jetzt, wenn wir von den Worten Davids den Ausspruch über den weisen Mann anführen, der die göttliche Weisheit besitzt: „Er wird den Tod nicht schauen“, sagt er, „wenn er Weise sterben sieht“4 . „Die göttliche Weisheit“ nun, verschieden von dem Glauben, ist die erste der sogenannten „Gnadengaben“ Gottes; die zweite nach jener ist für diejenigen, welche in solchen Dingen genau bewandert sind, die sogenannte „Erkenntnis“; die dritte aber ist „der Glaube“5 ; denn es müssen auch die weniger Begabten, die sich nach Kräften der Gottesfurcht befleißigen, gerettet werden. Deshalb heißt es bei Paulus: „Dem einen nämlich wird durch den Geist verliehen das Wort der Weisheit, einem andern aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist, einem andern aber der Glaube in demselben Geist“6 . Deshalb eben dürfte man wohl nicht finden, dass die gewöhnlichen Leute im Besitze „der göttlichen Weisheit“ sind, sondern nur die unter allen Anhängern des Christentums hervorragenden und ausgezeichneten Männer; auch **„trägt niemand Leuten, die ganz ungebildet oder Sklaven oder ganz unwissend sind, die Lehren der göttlichen Weisheit vor“.
