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Im folgenden will Celsus seine große Gelehrsamkeit zeigen und führt deshalb in seinem gegen uns verfaßten Buche auch einige Geheimlehren der Perser an, wobei er sagt: " Von diesen Dingen findet sich auch in der Lehre der Perser und in dem Geheimdienst des Mithras, der bei ihnen eingeführt ist, eine dunkle Andeutung. Wir haben dort nämlich eine sinnbildliche Darstellung der zwei Kreisläufe am Himmel, nämlich des Kreislaufs der Fixsterne und des den Planeten zugewiesenen Umlaufs, und des Durchgangs der Seele durch diese. Von solcher Art ist das Sinnbild; eine Leiter mit sieben Toren, und an ihrer Spitze ein achtes Tor. Das erste Tor ist S. 556 von Blei, das zweite von Zinn, das dritte von Bronze, das vierte von Eisen, das fünfte von gemischtem Metall, das sechste von Silber und das siebente von Gold. Das erste eiGenen sie dem Kronos1 zu und bezeugen durch das Blei die Langsamkeit dieses Sternes; das zweite der Aphrodite2 , indem sie mit ihr den Glanz und die Weichheit des Zinns vergleichen; das dritte, das eine eherne Schwelle hat und fest ist, dem Zeus3 ; das vierte dem Hermes4 , denn beide, sagen sie, Hermes und das Eisen, sind ausdauernd in allen Arbeiten, schaffen Gewinn und können vieles ertragen; das fünfte, das wegen der Metallmischung ungleich und buntfarbig ist, dem Ares5 ; das sechste, das von Silber, dem Mond; das siebente, das von Gold, der Sonne, wobei sie ihre Farben nachbilden."
Celsus untersucht hierauf die Ursache der erwähnten " Ordnung der Sterne, die sinnbildlich in den Namen der verschiedenartigen Materie angedeutet wird." An diese hier mitgeteilte "Theologie der Perser" knüpft er auch "musikalische Lehren an, und tut sich in seiner Eitelkeit etwas zugute, dieser Erörterung noch "eine zweite Erklärung" beizufügen, die sich wiederum "an musikalische Fragen" anschließt. Diese Stelle des Celsus hier anzuführen, schien mir aber nicht am Platze zu sein und seinem eigenen Verfahren zu gleichen, wonach er zu der den Christen und Juden geltenden Anklage unpassenderweise nicht nur die Äußerungen Platos, sondern - anstatt sich mit jenen zu begnügen - auch, seinen Worten, " den Mithrasdienst der Perser und seine Erklärung " heranzieht. S. 557 Denn es mag sich damit verhalten, wie es will, es mag dieser Geheimdienst für die Verehrer des Mithras und für die Perser Lüge oder Wahrheit sein: wie kommt es denn, dass Celsus lieber dies angeführt hat als etwas von den übrigen "Geheimdiensten mit ihrer Erklärung"? Denn die Mysterien des Mithras scheinen bei den Griechen nicht in höherem Ansehen zu stehen als die eleusinischen oder die der Hekate, welche von den in diese Eingeweihten zu Ägina gefeiert werden. Wenn er aber nichtgriechische "Geheimdienste mit ihrer Erklärung" anführen wollte, warum wählte er dann nicht lieber die der Ägyptier, womit sich viele brüsten, oder den Dienst der Kappadoker zu Ehren der Artemis in Komana, oder den der Thraker, oder auch gar den der Römer, die die edelsten Mitglieder des Senates darin einweihen? Vielleicht hielt er es für unnütz, etwas davon zum Vergleich heranzuziehen, weil diese Mysterien keinen Beitrag zu der Beschuldigung der Juden oder Christen zu liefern schienen; aber warum hat er denn nicht auch eine Beschreibung des Mithrasdienstes für unnütz erachtet?
