29.
Celsus setzt hierauf seine Schmähungen und Anklagen gegen diejenigen fort, welche „den Gott des Moses und seines Gesetzes“ als „den verfluchten Gott“ bezeichnen; er richtet seine Angriffe gegen die Christen in der Meinung, dass diese solches lehrten. Er sagt: „ Was könnte wohl einfältiger oder unsinniger sein als diese stumpfsinnige Weisheit? Was hat denn der Gesetzgeber der Juden verbrochen? Und wie kommt es, dass du seine Weltschöpfung oder auch das Gesetz der Juden vermittelst einer, wie du sagst, typischen und allegorischen Auslegung für dich in Anspruch nimmst, aber nur widerwillig, du gottvergessener Mensch, den Weltschöpfer lobst, der den Juden alles versprochen, der ihnen verheißen hat, dass er ihr Geschlecht bis an die Grenzen der Erde ausbreiten1 , dass er sie mit ihrem Fleisch und Blut von den Toten auferwecken werde, von dem die Propheten ihre Eingebungen empfangen, - und ihn auf der andern Seite wiederum schmähst? Wenn dich aber die Juden ins Gedränge bringen, dann gestehst du zu, denselben Gott wie sie zu verehren; wenn aber dein S. 566 Lehrer, Jesus, und Moses, der Lehrer der Juden, entgegengesetzte Anschauungen treffen, dann suchst du an Stelle dieses Gottes und des Vaters nach einem andern Gott.“
Mit diesen Worten verleumdet der sehr ehrenwerte Philosoph Celsus ganz offenbar die Christen, indem er sagt, dass ebendieselben Leute, „sobald die Juden sie ins Gedränge brächten, denselben Gott wie diese anerkannten; wenn aber Jesus im Gegensatze zu Moses Anordnungen treffe, dann einen andern Gott an Stelle diesen Gottes suchten“. Denn ob wir uns mit Juden unterreden oder für uns sind, wir kennen nur einen und denselben Gott, welchen auch die Juden einst verehrten, und den sie, wie sie erklären, noch verehren; in keiner Weise freveln wir gegen ihn. Wir lehren auch nicht, wie schon oben gesagt ist, dass „Gott die Menschen mit ihrem Fleisch und Blut von den Toten auferwecken werde“; denn „der in Vergänglichkeit und in Unehre und in Schwachheit gesäte seelische Leib“ wird nach unserem Glauben nicht so auferstehen, wie er gesät worden ist2 . Aber hierüber haben wir bereits oben ausreichend gesprochen.
