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Denn es war nicht möglich, dass die gleiche Beschaffenheit wie das wesenhaft Gute auch dasjenige hatte, was nur unter den gegebenen Verhältnissen und als Folgeerscheinung gut ist; dies dürfte dem wohl niemals fehlen, der sozusagen zu seiner eigenen Sicherung „das lebendige Brot“1 an sich nimmt. Wenn es aber einem fehlt, so geschieht es seiner Schuld entsprechend, da er es mit der Anteilnahme an „dem lebendigen Brot“ und an dem wahren Trank zu leicht genommen hat. Denn hierdurch genährt und getränkt wird die Schwungkraft2 hergestellt, wie dies auch der weise Salomo bezeugt, wenn er von dem wahrhaft Reichen sagt: „Denn er bereitete sich Flügel wie ein Adler und kehrt zurück in das Haus seines Gebieters“3 . Da Gott auch die von Sünde Lebenden einem guten Endzweck dienstbar zu machen weiß, so mußte er solchen bösen Wesen irgendeine Stelle im Weltall zuweisen und sie zur Übungsschule für die Kämpfer um die Tugend werden lassen, welche „ordnungsmäßig“ um ihren Besitz ringen wollen4 ; damit sie, in der Sünde jener wie Gold im Feuer geprüft5 , alles aufbieten, um nichts Unechtes zu ihrer vernünftigen Natur zuzulassen, und würdig erscheinend des Aufstieges zum Göttlichen, von dem Worte Gottes emporgezogen werden zu jener allerhöchsten Glückseligkeit und sozusagen zu dem Höhepunkt der Güter.
Der in hebräischer Sprache „Satan“ und von einigen mehr griechisch „Satanas“6 Genannte bedeutet in die S. 588 griechische Sprache übertragen, antikeimenos7 . Jeder, der sich der Sünde ergibt, und einen sündhaften Wandel führt, ist ein Satanas, da sein Tun zu der Tugend im Widerspruch steht, das heißt, er ist ein Widersacher des Sohnes Gottes, der die Gerechtigkeit und Wahrheit und Weisheit ist8 . Hauptsächlich aber nennt man „Widersacher“ den9 , der zuerst von allen den in Frieden und Seligkeit dahinlebenden Wesen seine Seelenschwingen verloren hat und aus der Seligkeit herausgestürzt worden ist. Er wandelte, wie Ezechiel schreibt, „tadellos“ auf allen seinen Wegen, bis eine Missetat an ihm erfunden wurde10 ; er war „das Siegel der Ebenbildlichkeit und die Krone der Schöpfung“ im Paradiese Gottes11 und geriet, vom Guten gleichsam gesättigt, ins Verderben, wie das geheimnisvoll zu ihm gesprochene Wort besagt: „Du bist zum Verderben geworden und wirst nimmer aufkommen bis in Ewigkeit“12 .
Wir waren so kühn und unbescheiden, im guten Glauben dieses wenige unserer Schrift einzuverleiben und haben vielleicht nichts von Belang vorgebracht. Wenn aber jemand, der Zeit und Lust hat, sich der Erforschung der heiligen Schriften zu widmen, alles, was dort über die Sünde, über ihre erste Entstehung und Beseitigung gesagt ist, sammeln und ausarbeiten wollte, der dürfte finden, dass von der Auffassung des Satans bei Moses und den Propheten weder Celsus noch einer von den Leuten, deren Seele dieser böse Dämon von Gott, von der wahren Erkenntnis Gottes und von seinem Wort abwendet und herabzieht, auch nur eine bloße Ahnung gehabt hat.
