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Wir wollen aber auch das Folgende betrachten, wo Celsus mit einem einzigen Satz, ohne irgendeinen glaubwürdigen Grund vorzubringen, die Weltschöpfung wie sie Moses erzählt, so tadelt: „ Ferner ist fürwahr auch ihr Weltschöpfungsbericht sehr einfältig.“ Hätte er nun angegeben, inwiefern er ihm „einfältig“ vorkommt, und einige wahrscheinliche Gründe für seine Behauptung beigebracht, so hätten wir diese wohl bekämpft; so aber halte ich es nicht für richtig, auf seine bloße Behauptung hin den Nachweis zu liefern, inwiefern diese Lehre nicht „einfältig“ ist.
Will aber jemand wissen, was uns hier bewegt hat und von uns mit persönlicher Begründung über den mosischen Schöpfungsbericht dargelegt worden ist, der S. 595 mag unsere Auslegung der Genesis lesen, vom Anfang des Buches bis zu der Stelle: „Dies ist das Buch von der Entstehung der Menschen“1 . Wir haben dort aus den heiligen Schriften selbst zu zeigen versucht, was der Himmel ist, der „im Anfang“ geschaffen ward, und die Erde, was die Unsichtbarkeit und die Gestaltlosigkeit der Erde, was der Abgrund ist und die Finsternis auf ihm, was das Wasser und der auf ihm schwebende „Geist Gottes“2 , was das gewordene „Licht“3 und was „die Feste“ im Vergleich mit dem „im Anfang“ entstandenen Himmel4 usw.
Celsus äußerte sich aber, dass „ auch der Bericht über die Entstehung der Menschen5 sehr einfältig sei“, ohne die Worte selbst hinzusetzen oder sie zu bekämpfen. Er hatte wohl keine Gründe, die stark genug waren, die Angabe zu erschüttern, dass „der Mensch nach dem Bilde Gottes erschaffen worden sei“6 . Aber er verstand auch nicht „das von Gott gepflanzte Paradies7 , und das bevorzugte Leben des Menschen in ihm und das durch einen Vorgang veränderte, als der Mensch wegen seiner Sünde daraus vertrieben wurde und gegenüber dem Paradies der Wonne wohnte“8 . Unser Gegner, der die Erzählung „sehr einfältig“ findet, sollte jeden einzelnen Satz untersuchen, besonders aber die folgenden Worte: „Gott setzte9 die Cherubim und das Flammenschwert, das geschwungen wird, um zu bewachen den Weg zum Baume des Lebens“10 . Sollte aber vielleicht „ Moses diese Worte niedergeschrieben haben, ohne etwas dabei zu denken, sondern es ähnlich gemacht haben wie die Dichter der alten Komödie, die im Scherz aufzeichneten: Proitos heiratete den Belferophontes, der Pegasos aber stammte aus Arkadien“, so haben doch jene Dichter solche Dinge nur in der Absicht zusammengestellt, um die Leute zum Lachen zu bringen. Es ist aber gar nicht glaublich, dass ein Mann, der einem ganzen Volke Gesetze hinterließ und die Empfänger derselben überzeugen wollte, dass sie von Gott gegeben seien, Dinge niedergeschrieben habe, die für seinen Zweck nicht paßten, und ohne irgendeine Überlegung diese Worte gesagt habe: „Gott setzte11 die Cherubim und das Flammenschwert, das geschwungen wird, im zu bewachen den Weg zum Baume des S. 596 Lebens“12 , oder irgend etwas anderes von dem, „was über die Entstehung des Menschen gesagt ist“**, worüber die jüdischen Gelehrten philosophische Untersuchungen angestellt haben.
