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Nachdem Celsus dann noch mehrere Sätze aus Plato angeführt hat, welche deutlich machen, dass „ nur wenigen das Gute erkennbar ist, da die große Menge in ungehöriger Geringschätzung anderer und erfüllt von hoher und törichter Hoffnung einiges als wahr S. 536 bezeichnet, als wären sie zur Kenntnis erhabener Lehren gelangt, fügt er hinzu: “ Obwohl Plato dieses vorausgeschickt hat, so trägt er doch keine Wundermärchen vor, noch verschließt er dem den Mund, der ihm vorher um Aufklärung über das bitten will, was er verheißt; er befiehlt auch nicht von vornherein, dass man zuerst glauben solle: Gott ist so und so, er hat einen Sohn von der und jener Beschaffenheit, und dieser ist herabgekommen und hat mit mir geredet.„** Hierauf antworte ich: Über Plato hat, wenn ich nicht irre, Aristandros berichtet, er sei nicht der Sohn des Ariston, sondern eines Geistes gewesen, der sich in der Gestalt des Apollo der Amphiktione genaht habe. Solche Angaben finden sich auch noch bei mehreren anderen Platonikern, die eine Lebensbeschreibung ihres Meisters verfaßten. Was soll ich aber von Pythagoras sagen, der mit unzähligen Wundern um sich warf, der bei einer Festversammlung der Griechen seinen elfenbeinernen Schenkel zeigte, der versicherte, er erkenne den Schild wieder, den er führte, als er Euphorbos war, der an einem Tag in zwei Städten erschienen sein soll?“ Wer es tadeln will, dass Fabeleien von Plato und Sokrates berichtet würden, der wird dazu auch die Geschichte vom Schwane rechnen, der dem Sokrates im Schlafe vorgestellt wurde, und von dem Lehrer, der, als der Jüngling vor ihn erschien, die Worte sprach: „Dieser also war der Schwan“. Zu dieser Klasse von S. 537 Wundern wird er dann auch das dritte Auge rechnen, in dessen Besitz sich Plato1 sah. Leuten, die boshaft und geneigt sind, das zu verlästern, was den über die große Menge hervorragenden Männern begegnet ist, wird es niemals an Stoff zum Verleumden und Verlästern fehlen; solche werden auch das Daimonion des Sokrates als Wahngebilde verspotten.
Wir „tragen nun keine Wundermärchen vor“, wenn wir von Jesus erzählen, und auch seine wahren Jünger haben nichts Derartiges von ihm berichtet. Celsus aber, der „alles zu wissen“ ankündigt und viele Aussprüche von Plato anführt, verschweigt wohl absichtlich die Erörterung über den Sohn Gottes, die sich bei Plato in dem Brief an Hermeias und Koriskos findet. Die Stelle Platos lautet so: „Und wir rufen zum Zeugen an den Gott des Weltalls, den Lenker der gegenwärtigen wie der zukünftigen Dinge und den Vater und Herrn der leitenden und wirkenden Macht, den wir alle, wenn wir wirklich Philosophen sind, [klar] erkennen werden, sowohl glückliche Menschen dies können.“
im Traume ↩
