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Weiter will Celsus, da die Lehre von der "Demut" an sein Ohr gedrungen, aber von ihm nicht genau verstanden ist, die christliche Demut schmähen, glaubt aber, sie sei *" ein Mißverständnis der Worte Platos, der irgendwo in den Gesetzen sagt: 'Gott nun hält, wie auch das alte Wort lautet, Anfang und Ende und Mitte aller Dinge in seiner Hand und wandelt umher und geht seiner Natur nach den geraden Weg. Und immer ist die Gerechtigkeit seine Begleiterin, welche alle die straft, die das göttliche Gesetz nicht vollkommen erfüllen. Wer nun glücklich werden will, der hält sich an sie und folgt ihr nach in Demut und Sittsamkeit"1 . ]" Celsus sieht nicht, dass Männer, die lange vor Plato gelebt haben, im Gebet also sprachen: "Herr, mein Herz ist nicht hoffährtig, und meine Augen blicken nicht hoch, ich wandle auch nicht in großen, auch nicht in wunderbaren Dingen, die über mir sind, wenn ich nicht demütig gesinnt wäre usw"2 . Aus diesen Worten erhellt zugleich, dass "der Demütige sich" keineswegs "in unwürdiger und unanständiger Weise erniedrigt, auf den Knien im Staube liegend und kopfüber hingeworfen, mit dem Gewand der Unglücklichen bekleidet und mit Staub haufenweise bedeckt. " Denn "der Demütige", von welchem der Prophet redet, "wandelt in großen und wunderbaren Dingen, die über ihm sind", in den Lehren nämlich, die wahrhaft "groß" und in den Gedanken, die "wunderbar" sind, und doch "demütigt er sich unter die gewaltige Hand Gottes"3 .
S. 547 Wenn sich aber einige finden, die in ihrer Einfalt die Lehre von der Demut nicht erfassen und daher solches tun, so darf man dies nicht unserer Lehre schuld geben, sondern muß es der Einfalt der Leute zugute halten, die sich zwar das Bessere vornehmen, es aber wegen ihrer geringen Einsicht nicht erreichen. Denn weit mehr als "der Demütige und Gesittete" bei Plato ist "demütig und gesittet" derjenige, der "gesittet" ist, weil er "in großen und wunderbaren Dingen wandelt, die über ihm sind"4 , und der doch "demütig" ist, da er obgleich er seine Gedanken auf solche Dinge gerichtet hält, sich freiwillig demütigt, nicht unter jeden Beliebigen, sondern "unter die gewaltige Hand Gottes" als Jünger Jesu, der solche Lehren verkündet hat, "der es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst entäußerte, indem er Knechtsgestalt annahm","und an Gestalt als ein Mensch erfunden sich selbst erniedrigte, gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuze"5 . Und so wichtig ist diese Lehre von der Demut, dass sie nicht ein gewöhnlicher Lehrer, sondern unser großer Heiland selbst verkündigt hat. "Lernet von mir", spricht er, "denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen"6 .
