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Wenn aber Celsus unsere Lehre vom Geiste Gottes verstände und wüßte, dass „alle, die durch Gottes Geist getrieben werden, diese Gottes Söhne sind“1 , dann hätte er nicht, als ob es unsere Ansicht wäre, ausgesprochen, dass „Gott seinen eigenen Geist in einen Leib legte und ihn hierher herabsandte“. Denn immer teilt Gott denen „von seinem eigenen Geiste“ mit, die fähig sind, ihn zu empfangen; dieser Geist kommt aber nicht abschnitts- und stückweise zu den Würdigen. Denn „der Geist“ von dem wir reden, ist kein „Körper“, ebensowenig wie das Feuer, das in dem Schriftwort: „Unser S. 624 Gott ist ein verzehrendes Feuer“2 als Benennung Gottes erscheint. Alles dieses ist ja nur bildlich zu verstehen und soll die Natur der geistigen Wesen mit Worten erklären, welche dem gewöhnlichen Leben und den sinnlichen Dingen entnommen sind.
Wenn die Sünden „Holz, Heu und Stroh“ genannt werden, so dürfen wir deshalb nicht behaupten, dass die Sünden körperliche Dinge seien, und wenn die guten Werke die Bezeichnung „Gold und Silber und kostbare Steine“ erhalten3 , so werden wir nicht sagen, die guten Werke seien Körper. Wenn es nun in derselben Weise heißt,„Gott“ sei „ein Feuer, welches das Holz und das Heu und das Stroh“ und jegliches sündhafte Wesen „verzehrt“, so werden wir ihn doch nicht als einen Körper denken. Wie wir ihn aber, wenn er „Feuer“ genannt wird, nicht als Körper denken, so sagen wir auch nicht wenn Gott „Geist“ genannt wird4 , dass er ein Körper sei. Denn zum Unterschiede von den sinnlich wahrnehmbaren Dingen pflegt die Schrift das, was wir nur mit dem Geiste begreifen können, „Geister“ und „geistige Dinge“ zu nennen. So versteht Paulus, wenn er sagt: „sondern unsere Tüchtigkeit ist aus Gott, der uns auch geeignet gemacht hat zu Dienern eines neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig“5 ; unter dem „Buchstaben“ die sinnliche, unter dem „Geiste“ aber die geistige Auffassung der heiligen Schriften.
Das Gesagte gilt auch von der Stelle: „Gott ist Geist“6 . Weil die Samariter ebenso wie die Juden die Vorschriften des Gesetzes nur buchstäblich und örtlich erfüllten, sprach der Heiland zu der Samariterin: „Es kommt die Stunde, da man weder zu Jerusalem noch auf diesem Berge den Vater anbeten wird.“ „Gott ist S. 625 Geist, und die ihn anbeten, müssen im Geist und in Wahrheit anbeten“7 . Mit diesen Worten hat er die Menschen gelehrt, dass man Gott nicht im Fleische und nicht mit fleischlichen Opfern „anbeten soll“, sondern „im Geiste“. Denn je mehr man ihm „im Geiste“ und geistig dient, um so mehr dürfte er wohl selber als „Geist“ gedacht werden. Man soll aber den Vater auch nicht an bestimmten Orten, sondern „in Wahrheit“ anbeten, die uns „durch Jesus Christus geworden ist“, nachdem das Gesetz durch Moses gegeben worden war8 . Denn „wenn wir uns zum Herrn bekehren - der Herr aber ist der Geist -, so wird der Schleier weggenommen, der auf dem Herzen liegt, wenn Moses gelesen wird“9 .
