59.
Celsus vermutet oder sieht vielleicht die Antwort klar voraus, die ihm wegen der in der Sintflut umgekommenen Menschen gegeben werden könnte, er sagt daher: Wenn er aber nicht „die eigenen Geschöpfe“ vernichtet, „ wohin wohl entführt er sie aus dieser Welt, die er selbst gemacht hat?“ Darauf antworten wir: Durchaus nicht aus der ganzen Welt, die aus Himmel und Erde besteht, „entführt er“ diejenigen, welche die Sintflut erduldet haben, sondern er nimmt sie aus dem Leben im Fleische hinweg, und wenn er sie von dem Leibe gelöst hat, so löst er sie zugleich auch von dem Dasein auf der Erde los, die an vielen Stellen der Schrift1 „Welt“ genannt zu werden pflegt. Besonders im Evangelium nach Johannes können wir öfters finden, dass der Erdenraum als „Welt“ S. 609 bezeichnet wird; zum Beispiel, wenn es heißt: „Er war das wahre Licht, das einen jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt“2 ; und wieder: „In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“3 Wenn man daher bei den Worten: „Er entführt sie aus dieser Welt“ an den Erdenraum denkt, so liegt in dem Ausdrucke nicht Widersinniges. Bezeichnet man aber mit „Welt“ das aus Himmel und Erde bestehende Weltganze, so werden durchaus nicht diejenigen, welche die Sintflut erduldeten, aus „der Welt“ in diesem Sinne „entführt“. Freilich, wenn man die beiden Schriftstellen erwägt: „da wir nicht sehen auf das, was sichtbar ist, sondern auf das, was nicht sichtbar ist“4 und: „denn sein unsichtbares Wesen wird von Erschaffung der Welt her an seinen Werken durch das Denken gesehen“,5 so könnte man sagen: Wer sich bei dem Unsichtbaren, was einfach als „nicht Sichtbares“ bezeichnet wird,6 befindet, der hat „die Welt“ verlassen, indem das Wort ihn von hier „entführte“ und zu dem überhimmlischen Ort versetzte, wo ihm die Anschauung der Herrlichkeit gewährt ist.
