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Ist aber von den leiblichen und äußerlichen Übeln die Rede, die nur uneigentlich so genannt werden können, so mag zugegeben werden, dass Gott zuweilen einige von diesen geschaffen hat, um damit manche zu bekehren. Ist an dieser Lehre etwas auszusetzen? Denn wenn wir die Züchtigungen, die Väter, S. 605 Lehrer und Erzieher über ihre Zöglinge verhängen, oder das schmerzliche Schneiden und Brennen, das die Ärzte der Heilung wegen an ihren Kranken vornehmen, mißbräuchlicherweise als Übel bezeichnen, und wenn wir davon reden, dass der Vater seinen Söhnen Böses antut, oder dass die Erzieher oder die Lehrer oder die Ärzte ähnlich handeln, so kommt es uns doch nicht in den Sinn, die Betreffenden wegen des Schlagens oder Schneidens zu tadeln. Ebensowenig dürfte, wenn es von Gott in gleicher Weise heißt, dass er diese Mittel zur Besserung und Heilung der Menschen anwendet, die solcher Leiden bedürfen, an der Schrift etwas auszusetzen sein; mag sie nun berichten, „wenn Böses von dem Herrn auf die Tore Jerusalems herabkommt“1 - was in den von den Feinden verhängten Leiden besteht, die dazu dienen sollen, die Einwohner zur Bekehrung zu bringen -, noch wenn sie sagt, „dass Gott mit der Rute die Missetaten“ derer, die „das Gesetz Gottes“ verlassen haben, heimsucht „und mit Geißeln ihre Sünden“2 , noch wenn sie verkündet: „Du hast Feuerkohlen, setze dich darauf, sie werden dir Hilfe sein“3 . In diesem Sinne erklären wir auch die Worte: „Ich, der Frieden macht und Böses stiftet“4 ; Gott „stiftet“ nämlich die körperlichen oder äußerlichen Übel, um so diejenigen zu reinigen und zu erziehen, welche sich durch vernünftiges Wort und vernünftige Lehre nicht erziehen lassen wollen- Soviel als Antwort auf die Frage: **„Wie konnte denn Gott Böses schaffen?“
