19.
Andere mögen nun dem Celsus das Zugeständnis machen, dass „Gott sich nicht wirklich verwandelt, aber bewirkt, dass die Zuschauer glauben, er habe sich verwandelt“. Uns dagegen trifft der Vorwurf des Celsus nicht; denn wir glauben, dass Jesus nicht scheinbar nur, sondern wahrhaft und wirklich zu den Menschen gekommen ist. Trotzdem wollen wir uns verteidigen, und zwar in folgender Weise. Sagst du nicht selbst, Celsus, dass man „Irreführung und Lüge einmal als Heilmittel anwenden darf“? Wäre also die Anwendung eines solchen Mittels ungereimt gewesen, wenn ein solches Mittel die Erlösung hätte vollbringen können? Denn mancher ist so geartet, dass er mit einigen Unwahrheiten, wie sich deren die Ärzte zuweilen ihren Kranken gegenüber bedienen, eher auf den rechten Weg gebracht wird als mit der reinen Wahrheit. Hiermit glauben wir die Sache der andern genügend verteidigt zu haben. Denn es ist nicht ungereimt, wenn der, welcher „kranke Freunde heilt“, auch die Menschheit, die er liebt, durch Anwendung solcher Mittel „geheilt hat“, die man nicht vorzugsweise, sondern nur nach Umständen brauchen dürfte.
Und war das Menschengeschlecht „rasend“ geworden, so mußte das Wort zur Heilung solche Wege wählen, die es als nützlich erkannte, um „die Rasenden“ wieder zur Vernunft zu bringen. Celsus sagt aber, dass man solche Mittel auch „Feinden gegenüber“ anwende, „in der Absicht, einer (von diesen drohenden) Gefahr zu entgehen. Aber S. 319 Gott habe sich vor niemandem zu fürchten, dass er “ seine Verfolger „in die Irre führen müßte, um einer Gefahr zu entgehen“. Dies sagt niemand von unserem Heiland: eine Verteidigung wäre deshalb durchaus überflüssig und unvernünftig. Zur Verteidigung wegen anderer Punkte ist von uns schon früher1 über die Worte gesprochen worden: „Aber kein Kranker oder Rasender ist Gottes Freund.“ Denn unsere Verteidigung sagt, dass diese Heilsveranstaltung nicht für „die Kranken oder Rasenden“ stattfindet, die schon seine "Freunde" sind, sondern für solche, die wegen Krankheit der Seele und Aussetzen des natürlichen Denkens noch Feinde“ sind, damit sie „Freunde Gottes“ werden2. Denn ganz deutlich sagt ja die Schrift, Jesus habe alles um der Sünder willen auf sich genommen, um sie „von der Sünde zu erlösen“ und „gerecht“ zu machen3.
