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Celsus will es nicht gelten lassen, dass „die Gewächse auf Erden“ von der Vorsehung „eher für uns als für die wildesten der Tiere geschaffen seien“, und fügt S. 398 dem Gesagten die Bemerkung bei: „Wir unsererseits können uns mit aller Anstrengung und mühsamen Arbeit nur knapp und mit genauer Not ernähren; ihnen aber wächst alles zu, ohne dass sie säen und pflügen.“ Celsus sieht nicht ein, dass Gott, nach dessen Willen sich die menschliche Einsicht allseitig üben soll, damit sie nicht träge und mit den Künsten unbekannt bleibe, den Menschen als ein bedürftiges Wesen geschaffen hat, dass er gerade wegen dieser Bedürftigkeit genötigt wäre, teils zu seinem Unterhalte, teils zu seiner Bekleidung Künste zu erfinden. Denn für diejenigen, welche keine Neigung hatten, die göttlichen Geheimnisse zu ergründen oder sich der Weltweisheit zu widmen, war es besser, dass sie sich in einer hilflosen Lage befanden und daher ihren Verstand zur Erfindung von Künsten anwenden mußten, als dass sie alles im Überfluß besaßen und deshalb die Ausbildung ihres Geistes vernachlässigten. Der Mangel an den zum Leben notwendigen Dingen hat einerseits den Ackerbau begründet, andererseits den Weinbau und die Gartenbaukunst, sodann die mit Holz und Eisen arbeitenden Handwerke, welche für die der Ernährung dienenden Gewerbe Werkzeuge verfertigen. Ferner hat der Mangel an Bekleidung einerseits die Webkunst nach der Kunst des Wollekrempelns und des Spinnens hervorgerufen, andererseits auch die Kunst, Häuser zu bauen, und so ist der Geist zur1 Architektur fortgeschritten. Der Mangel an den nötigen Lebensbedürfnissen aber hat bewirkt, dass durch Schiffahrt und Steuerkunst die Erzeugnisse eines Ortes an einen anderen, wo sie nicht zu haben sind, befördert werden können.
Daher dürfte man wohl die Vorsehung gerade deshalb bewundern, weil sie die vernünftigen Wesen zu deren eigenem Vorteil gegenüber den unvernünftigen Tieren verhältnismäßig bedürftig geschaffen hat. Für die unvernünftigen Tiere liegt ihre Nahrung bereit, weil sie kein Mittel zur Anwendung von Künsten haben; auch die Kleidung gibt ihnen die Natur, denn sie sind S. 399 mit Haaren oder Federn oder Schuppen oder Gehäusen versehen. Dies soll von uns zur Verteidigung auf diese Äußerung bei Celsus gesagt sein: „Wir können uns mit aller Anstrengung und mühsamen Arbeit nur knapp ernähren, ihnen aber wächst alles zu, ohne dass sie säen und pflügen.“.
Kenntnis der ↩
